Spektakulär, groß und in Farbe eroberte der US-amerikanische Zeitungscomic Comic von1895-97 sein Publikum: Frühe Ur-Comics wie Richard Felton Outcaults "The Yellow Kid" oder Rudolph Dirks' "The Katzenjammer Kids" brachten den Durchbruch des Zeitungscomics und verschafften der Gattung den Nimbus eines Massenmediums. Bürgertum, Arbeiterklasse und das Heer von Einwanderern waren gleichermaßen fasziniert von den unbekannten Seherfahrungen, die ihnen in den US-amerikanischen Tageszeitungen begegneten. "Der Comic war das erste Bildmassenmedium der Geschichte, millionenfach reproduziert. In einer Gesellschaft ohne Fernsehen und Internet war das revolutionär", heißt es denn auch in der Presse-Ankündigung des ehrwürdigen Frankfurter SCHIRN-Museums. Die SCHIRN präsentiert in einer umfangreichen Themenausstellung die Pioniere des Comic. Künstler wie George Herriman ("Krazy Kat"), Cliff Sterret, Frank King, aber auch Lyonel Feininger, Winsor McCay und George McManus, die experimentierfreudig und progressiv die künstlerischen und inhaltlichen Maßstäbe des frühen Comic setzten. Dabei werden auch die Wechselwirkungen zwischen den Comicstrips und bunten Zeitungsbeilagen mit den Entwicklungen der bildenden Kunst der Zeit deutlich. Man darf gespannt sein, ob die Schau auch die europäischen Pioniere des grafischen Erzählens in den Blick nimmt: Von Rodolphe Töpffer bis Hergé...
Kurator der aufsehenerregenden Schau ist kein Unbekannter: Es ist dies der Kunsthistoriker und Little Nemo-/Winsor McCay-Kenner Dr. Alexander Braun, dessen umfangreiche Sammlung den Kern-Fundus der Ausstellung bilden dürfte.
Die SCHIRN präsentiert für die Kulturgeschichte des Comic herausragende Serien von ausgewählten, vornehmlich US-amerikanischen Zeichnern: Winsor McCay, Lyonel Feininger, Charles Forbell, George Herriman, Cliff Sterrett und Frank King. Unvergessen sind Herrimans absurder Humor in Krazy Kat (ab 1913), die expressionistischen, kubistischen und surrealistischen Bildwelten von McCay ("Little Nemo in Slumberland") und Sterrett ("Polly and her Pals"), Feiningers Comicserien für die Chicago Tribune (ab 1906/07) oder der über drei Jahrzehnte in Echtzeit erzählte Comic Gasoline Alley von King (ab 1921). Mit Forbells Gesamtkunstwerk Naughty Pete (1913) kann ein heute eher unbekannter Zeichner in der Ausstellung wiederentdeckt werden. Dieser gehörte zu den vielen Künstlern, die sich nur kurz, aber äußerst progressiv, dem Comic widmeten, jedoch aus Mangel an kommerziellem Erfolg schnell wieder verschwanden.
Mit Spannung erwartet wird der 36. Asterix-Band DER PAPYRUS
DES CÄSAR, der vom 22. Oktober 2015 an europaweit und nicht zuletzt in Deutschland erscheint. Jetzt haben Macher und Verlag pünktlich zum Start der Frankfurter Buchmesse 2015 das Titelbild-Geheimnis gelüftet: Zu sehen sind auf dem bis dato streng geheim gehaltenen Titelbild der römische Imperator Caesar, der eine ellenlange Papyrusrolle in der Hand hält, davor freilich sind die beiden Helden Asterix und Obelix direkt vorm Auge des Betrachters platziert, die angesichts der Epistel, deren anderes Ende die beiden Gallier in den Händen haben, miteinander tuscheln. Das neue Asterix-Cover haben die Macher und Verleger des französischen Bestsellerphänomens heute im Rahmen einer Pressekonferenz in Paris preisgegeben.
Vor einigen Wochen hatte der deutsche Asterix-Verlag, Egmont-Ehapa, den eigentlich geplanten Titel „Das Geheimnis des Caesar“ jäh kurz vor Toresschluss ändern müssen – wegen eines gleichnamigen Kinderbuchs (das COMICOSKOP berichtete). Warum Egmont-Ehapa nicht vorher prüfte, ob der Ersttitel rechtefrei ist, bleibt das Geheimnis des Verlags.
Paris, 12.Oktober 2015 – Die Macher und Verleger der Serie „Asterix“ haben heute in Paris das Titelbild des neuen Asterix-Bands preisgegeben: Zu sehen ist eine ellenlange Papyrusrolle, deren eines Ende Caesar studiert, während Asterix und Obelix das andere Ende in ihren Händen halten und darübereifrig tuscheln.Das Szenario des neuen Albums hat erneut der „De Gaulle à la Plage“-Starhumorist Jean-Yves FERRI (Jg. 1959) besorgt, der schon mit dem Post-Albert-Uderzo-Debüt „Asterix bei den Pikten“ bewiesen hat, dass er an die Hochzeiten eines genialen Texters René Goscinny (1926 – 1977) anzuknüpfen gedenkt. Ferri sorgte gemeinsam mit Manu Larcenet, mit dem er von 2002 bis 2008 fünf Alben der Serie Le Retour à la terre
(dt. Die Rückkehr aufs Land, Reprodukt) realisierte, für Aufsehen. Die Zeichnungen stammen wieder aus der Feder des französisch-schweizerischen Comic-Zeichners Didier CONRAD (Jg. 1959). Conrad ("Bob Marone", "Lucky Kid" u.a.) hat zwar helvetische Wurzeln, erblickte aber im französischen Marseille das Licht der Welt und lebt im sonnigen Kalifornien.
Ferri und Conrad hatten sich 2013 kennengelernt und gemeinsam am ersten Asterix-Band ohne Uderzo gearbeitet - ASTERIX BEI DEN PIKTEN. Das Premieren-Album der Nach-Uderzo-Zeit, - der Altmeister entschied 2012, seine Ära zu beenden - , „Asterix bei den Pikten“, geriet weltweit zum Mega-Bestseller (über 5,4 Mio. Exemplare in 24 Sprachen und Dialekten wurden verkauft).
Hüter des Asterix-Erbes bleibt freilich als graue Eminenz freilich Albert Uderzo, von dem es heißt, dass er nach wie vor genau darauf achtet, dass Form und Inhalt, Geist und Buchstaben der Serie Asterix gewahrt bleiben. Asterix erschien erstmals im Oktober 1959 im legendären französischen Comicmagazin „Pilote“. Ihm zur Seite steht die René Goscinny-Tochter und Erbin Anne Goscinny.
„Der Erfolg des vorigen Albums lieferte ihnen die Idee zu dem neuen Werk“, heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung des Egmont Ehapa Verlags . Zwei Jahre lang tauschten sich Conrad und Ferri demnach aus, skypten, schickten sich Skizzen,
Entwürfe, Korrekturen und Änderungen hin und her. Herausgekommen ist am Ende DER PAPYRUS DES CÄSAR: „Ein Abenteuer in bester Asterix-Tradition“, so O-Ton Verlag. Der Inhalt noch Betriebsgeheimnis, wohl aber hält man an einer guten alten Asterix-Sitte fest: Da der vorige Band mit einer Heldenreise zu den schottischen „Pikten“-Klans nach Kaledonien verbunden war, spielt nun der neue Band wieder in heimischen Gallien, das dem heutigen Frankreich entspricht. Kommentar der Presseinfo des Verlags: „Cäsar wird also aus Rom anreisen müssen, um sich mit seinen Lieblingsfeinden unterhalten
zu können!“
Den COMICOSKOP-Aufmacher des Monats März 2015: War Asterix noch niemals in New York?"
und die besondere COMICOSKOP-Rubrik
Altmeister Albert Uderzo, der 2017 seinen 90. Geburtstag feiert, verkündete in heiter-stolzem Ton, er sei schwer beeindruckt „von der genialen Intrige, die das Autorenduo mit den Ereignissen des Gallischen Krieges verflochten“ habe: Geschichte in der Geschichte sozusagen!
Laut Tageszeitung "Die Welt", für die Ferri/Conrad ein Interview gaben, spielt
Gallier-Häuptling Majestix' werte Gattin Gutemiene diesmal offenkundig einer herausgehobene Schlüsselrolle.
Bereits vor einigen Wochen enthüllte die französische Ausgabe der „Huffington Post“ exklusiv, wer den zentralen Bösewicht und Unsympath vom Dienst im neuen Asterix markieren wird: Hinter der Figur des Bonus Promoplus (dt. "Syndicus"), Berater Caesars in der neuen Story, verbirgt sich nichts anderes als eine bitterböse Persiflage auf Frankreichs umstrittenen PR-König Jacques Séguéla, dem berühmt-berüchtigten französischen Publizisten und Gründer der Agentur Euro RSCG (jetzt Havas Advertising). Ferri/Conrad ziehen damit genau jenen Mann durch den Kakao, der 1981 für Mitterands Präsidentschaftskampagne den siegreichen Leitspruch "La Force tranquille" (Die ruhige Kraft) erfand. „Er kennt die Intrigen der Mächtigen, er durchschaut sie und er weiß, welche Schritte sie als nächstes unternehmen. Diese Figur ist ein Berater, der zwar meist im Hintergrund bleibt, der sich jedoch auch gerne in der Öffentlichkeit präsentiert und sich bevorzugt in einflussreichen Kreisen aufhält. Wir wollten diese Doppelzüngigkeit in seinem Gesichtsausdruck widerspiegeln“, so heißt der Tenor des Duos Ferri/Conrad in der "Huffington Post".
Zu seinem Negativimage hat Séguéla, eine Art französischer Sarrazin, auch alles Erdenkliche beigetragen: Überliefert sind von ihm demagogisch-rechtspopulistische Sätze wie "Wenn man mit 50 Jahren noch keine Rolex hat, hat man sein Leben verpfuscht." Dieser Satz löste in Frankreich einen Sturm der Entrüstung aus.
Erst im Juli 2015 legte Séguéla mit dem Dictum nach: "Selbst als Penner kann man noch 1.500 Euro im Monat beiseitelegen."
Indes ließen die beiden neuen Asterix-Duo via "Die Welt" wissen, dass sie nicht
vorhätten, etwa Angela Merkel oder Francois Hollande zu verewigen. Eigentlich jammerschade...
Die Bürde der Textübertragung ins Deutsche - Asterix wimmelt im französischen Original nur so von unübersetzbaren Anspielungen und Wortspielen - trägt ein erfahrener Comic-Übersetzer (u.a. "Lucky Luke"): Wie schon bei den letzten Asterix-Alben hat auch diesmal der erfahrene Comic-Übersetzer Klaus Jöken die Eindeutschung besorgt - und tritt damit erneut in die Fußstapfen der Asterix-Übersetzerlegende der 1970er und 1980er Jahre, Gudrun Penndorf.
2016 ist dann ein besonderes Jahr: Denn dann feiert René Goscinny,
der legendäre Asterix-Szenarist 1959-1977 posthum seinen 90. Geburtstag.
Für die deutsche Übersetzung war von Band 1 bis 29 die Romanistin und legendäre Übersetzerin Gudrun Penndorf verantwortlich. Sie absolvierte eine Übersetzer- und Dolmetscherausbildung für Französisch und Italienisch in den Fachgebieten Wirtschaft und Recht in Heidelberg und München. Penndorf machte durch ihre gelungene, treffsichere und dennoch werkgerechte Eindeutschung jene üble Kauka-Fassung "Siggi Babbaras" von 1965 ff. vergessen, die René Goscinny sauer aufgestoßen war - wegen der rechtsextrem-revanchistischen Untertöne in der Kauka-Version. Die Übersetzerin arbeitete unter anderem beim Langenscheidt-Verlag und als Gerichtsdolmetscherin.Nachdem sie bereits zahlreiche Lustige Taschenbücher und Lucky Luke Bände übersetzte, bekam sie 1968 den Auftrag, die Asterix-Reihe unter der Gesamtleitung von Adolf Kabatek aus dem Französischen ins Deutsche zu übertragen. Wichtig war den französischen Autoren dabei, dass die Übersetzung so originalgetreu wie möglich blieb und der Wortwitz und die sprachlichen Anspielungen beibehalten wurden. So machte Penndorf etwa aus dem französischen „Ils sont fous, ces Romains" das sprichwörtliche „Die spinnen, die Römer" und schrieb mit ihren Übersetzungen ein Stück Asterix Geschichte.
Die Bände 30 (Obelix auf Kreuzfahrt) und 31 (Asterix und Latraviata) übersetzte Michael F. Walz gemeinsam mit Adolf Kabatek.
Von Band 33 an übernahm Klaus Jöken die Übersetzung. 2004 setzte er sich in einem Auswahlverfahren gegen drei Mitbewerber als neuer Asterix-Übersetzer durch. Seitdem hat er unter anderem die Bände Gallien in Gefahr und Asterix und Obelix feiern Geburtstag übertragen. Als erfahrener Comic-Übersetzer übersetzte Klaus Jöken schon an die 400 Comic-Bände, darunter Lucky Luke und Asterix-Filmbücher. Er wurde im niederrheinischen Kleve geboren und studierte in Köln und Löwen/Belgien Niederländisch und Geschichte. Er lebt in Moulins in der Nähe von Lyon und übersetzt belletristische Werke, Kinder- und Jugendbücher, Comics und Sachbücher aus dem Französischen und Niederländischen.
Weitere Infos zum neuen Asterix-Band 36 finden Sie HIER:
Gelobt sei seine pusselige, wuselige Linie, die sich um die winzigsten Kleinigkeiten kringelt…“ – so rühmt F.W. Bernstein den Berliner Zeichner Gerhard Seyfried. Die Werke des bekannten Berliner Cartoonisten und Comic-Zeichners, Jahrgang 1948, werden nun im Frankfurter caricatura museum gezeigt.
Gerhard Seyfried gilt als Star des deutschen Untergrundcomics. Seit 1971 bezeichnet sich Gerhard Seyfried als freischaffender Karikaturist. Seit 1976 lebt er in West-Berlin, das jahrzehntelang den Hintergrund seiner Comics und Cartoons bildete.
Die Geschichten sind in der linksalternativen Hausbesetzerszene angesiedelt, die Seyfried satirisch aufs Korn nimmt.
Von 1978 an verbrachte er mehrere Studienaufenthalte in den Vereinigten Staaten.
1990 lernte er die Berliner Autorin und Zeichnerin Ziska kennen, mit der er vier Comic-Alben veröffentlichte. Gerhard Seyfried arbeitet gelegentlich auch als Grafiker, Übersetzer, Modellbauer, Fotograf und Journalist. Berühmt, aber nicht öffentlich, ist seine internationale Polizeistern-Sammlung.
"Etliche Comics erinnern in ihrer spielerischen Verbindung von Bild- und Wortwitz daran, dass Seyfried fürs linke Milieu einst ähnlich bedeutsam war wie Loriot fürs Bürgertum", so der Berliner "Der Tagesspiegel".
Ausstellungslaufzeit: 27. September 2015 bis 24. Januar 2016
Erörffnung ist am Sonntag, 27. September 2015, 12 Uhr.
Auch wenn die Schweiz sündhaft teuer geworden ist: Da lohnt ausnahmsweise der Grenzübertritt nebst Latte Macchiatto für umgerechnet 9 Euro: Seit mehreren Jahren überzeugt der in den USA lebende gebürtige Malteser Joe Sacco (geboren 1960) mit seinen mit seinem Standpunkt nicht hinterm Berg haltenden Comic-Reportagen der anderen Art - aus Krisengebieten wie Bosnien oder Palästina und gern bewusst einseitig und entschieden unausgewogen, radikal-subjektiv.
Gleichwohl hat Sacco das Genre des gezeichneten Journalismus wiederbelebt und mit seiner ebenso kritischen Darstellung von Konflikten perfektioniert.
Das Cartoonmuseum Basel widmet Joe Sacco, der aktuell mit einem sieben Meter langen Leporello zum ersten Tag der Schlacht an der Somme ein berührendes Panorama zum Ersten Weltkrieg geschaffen hat (die auch auf dem letzten Erlanger Comic-Salon zu sehen war), seine erste umfassende Retrospektive in der Schweiz.