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Comicoskop-Ausgabe Nr. 6 / September bis Oktober 2016 / 3. Jahrgang / Gegründet 2014

Volker Reiches Bauzaun-Comic "Manu und Saul": Das Jüdische Leben ist eine Baustelle

Strizz-Zeichner präsentiert seit 24. August 2016 einzigartiges Projekt am Frankfurter Mainufer /  Bauzaun des im Umbau befindlichen Jüdischen Museums  (Untermainkai / Untermainanlage / Hofstraße 9) / Bis zum Umbau-Ende 2018: Alle zwei Wochen ein neuer Fortsetzungscomic

Von COMICOSKOP-Chefredakteur Martin Frenzel

Nach "Donald Duck", "Mecki", Strizz", "Snirks Café" und dem autobiografischen Comic-Roman "Kiesgrubennacht" startet Volker Reiche (72) nun in ein neues ungewöhnliches Comic-Projekt: Getreu der Maxime "Das Leben ist ein Baustelle" gestaltet der Comic-Zeichner seit dem 24. August den Bauzaun-Comic "Manu und Saul". Und zwar nicht irgendwo in Frankfurt am Main, sondern großformatig, alle zwei Wochen am Bauzaun des momentan wegen umfassender Sanierung und Erweiterung bis 2018 geschlossenen Jüdischen Museums.

 Die ersten beiden Manu und Saul- Folgen präsentierten Volker Reiche und die neue Museumschefin Mirjam Wenzel am Mittwoch, 24. August, den Medien.

Mit dem unkonventionellen und einzigartigen Projekt, das bis zum Ende des Museums-Umbaus laufen  soll, will  das Jüdische Museum nach eigenem Bekunden an die sehenswerte eigene Ausstellung „Superman und Golem: Der Comic als Medium jüdischer Erinnerung“ anknüpfen, die 2008/09 im

Rothschild-Palais zu sehen war. 

 Die Ausstellung nahm die Comic-Kultur als  Reflexion jüdischer Erfahrung und Erinnerung im 20. Jahrhundert in den Blick, aber auch die Tatsache, dass zahlreiche Comic-Künstler in den USA Amerikaner jüdischen Glaubens waren und sind - von den "Superman-Schöpfern über Bob Kane (Batman) bis Will Eisner, Joe Kubert und Art Spiegelman.

Das innovative Comicprojekt Volker Reiches mit dem Titel  „Manu und Saul“ nehme seinen Ausgangspunkt von einem

stadtgeschichtlichen Ereignis der unmittelbaren Gegenwart. Es

wolle bewusst das Entstehen des neuen Jüdischen Museums in Frankfurt  in Comicform kommentieren, heißt es in einer Pressemitteilung des Museums.

Der Grundplot: „Manu und Saul“ erzählt die Geschichte eines pfiffigen Mädchens auf der Suche nach einem Thema für eine Schularbeit, das sie selbst wählen darf. An der Baustelle des Jüdischen Museums trifft sie auf den kleinen Hund Saul, der sich für noch viel pfiffiger hält, weil er sprechen kann. Saul ist fasziniert von der Baustelle, und Manu hat ihr Thema gefunden: Großstadtbaustelle!

Im Verlauf des Comics beginnt sie, sich immer mehr für das Museum und die Geschichte der Deutschen jüdischen Glaubens in Frankfurt zu interessieren.

Alle zwei Wochen soll am Bauzaun vorm Rothschild-Palais am Untermainkai eine neue großformatige Folge von „Manu und Saul“ (mit den Maßen 4,30 x 1,60 m) zu sehen sein. Alle vier Wochen wird die Erzählung der Strips von einer Zwischenillustration (2 x 1,60 m) ergänzt, die einzelne Figuren des Comics in den Vordergrund rückt.

Die abwechslungsreiche Folge von Strips und Illustrationen richtet die Aufmerksamkeit der Passanten und Leser auf den

Museumsneubau, gibt einen Einblick in die Museumsarbeit und thematisiert das Verhältnis zwischen jüdischen und nicht-jüdischen Bürgern Frankfurts.

„Das ist eine spannende und herausfordernde Aufgabe für einen

Comicgeschichtenerzähler“, so Volker Reiche übers neue Comic-Projekt. „Saul und Manu blicken über den Bauzaun und merken allmählich, dass nicht nur Bagger und Kran spannend sind, sondern auch das Museum, das renoviert und erweitert

wird. Und so nähern sich Saul auf Hundepfötchen und Manu mit ihrem Baustellen-Referat für die Schule allmählich der Geschichte der jüdischen Bürger der Stadt Frankfurt.“

Volker Reiche gehört zu den bekanntesten deutschen Comic-Zeichnern: Rund zehn Jahre zeichnete er die Geschichte des Büro-Tunichguts „Strizz“ im Feuilleton der FAZ, davor "Mecki" für "HörZu", "Donald"-Disneycomics für Oberon.  Mit Bernd Pfarr et al. machte er mit beim deutschen Undergroundcomix-Magazin "Hinz und Kunz". Sein eigenes Comic-Debü feierte er mit dem "Männer-Emanzo-Comic" "Liebe" 1979, der prompt Anstoß geriet. 2006 bekam Volker Reiche den Max-und-Moritz-Preis als „Bester deutschsprachiger Comic-Künstler“ für sein Lebenswerk. Für seinen Sophisticated  Comic Strip für die F.A.Z. erhielt er nicht nur den Max-und-Moritz-

Preis, sondern auch den Gulbransson-Preis und den Swift-Preis ausgezeichnet.

Der Künstler, geboren 1944 in Belzig Brandenburg, lebt im Rhein-Main-Gebiet nahe Frankfurt am Main, seiner Wahlheimat, 

als freier Comiczeichner und Maler in

Königstein im Taunus.

Zu seinen Publikationen zählen sämtliche Folgen von

Strizz in acht Bänden und seine autobiographische Graphic Novel „Kiesgrubennacht“, die 2013 vom Suhrkamp Verlag veröffentlicht wurde und zu Recht Aufsehen erregte.

Im Oktober 2016 erscheint sein erster Roman „Meine Pfote wirft keinen Schatten“ im Insel Verlag.

Am Samstag,  24. September 2016, wird Andreas Platthaus, stellv. Leiter des Feuilletons und verantwortlicher Redakteur für Literatur und literarisches Leben der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, auf dem Pop Up Boat des Jüdischen Museums ein

öffentliches Gespräch mit Volker Reiche über dessen Arbeit

führen. Anschließend besteht die Möglichkeit, gemeinsam mit dem Künstler zur Baustelle zu gehen und vor Ort „Manu und Saul“ kennen zu lernen. Das öffentliche Gespräch beginnt um 14 Uhr, der Eintritt ist frei. Das Pop Up Boat des Frankfurter Jüdischen Museums liegt am Schaumainkai, Höhe Eiserner Steg.

Alle Bilder © Volker Reiche.

(c) Jüdisches Museum Frankfurt & Volker Reiche

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