In seiner gefeierten Graphic Novel Here bricht der US-amerikanische Comic-Künstler und Illustrator Richard McGuire die Einheit von Zeit, Raum und Handlung mit einem formalen Geniestreich auf: Im immer gleichen Hier einer gewöhnlichen Wohnzimmerecke setzt er zeitliche Einschübe ins jeweilige Jetzt, lässt innerhalb eines Bildes Bruchstücke der Vergangenheit einbrechen, Fragmente der Zukunft aufblitzen und entfaltet so wie im Zeitraffer ganze Menschenleben, so der Tenor einer Presseinfo des Museums.
In der nur sechs Seiten umfassenden schwarz-weißen Comic-Erzählung ›HERE‹, die 1989 im legendären, von Art Spiegelman gegründeten »RAW«-Magazin veröffentlicht wurde, brach Richard McGuire mit bis dahin ungekannter Innovationskraft die Einheit von Zeit, Ort und Handlung auf, schachtelte die Bilder ineinander, ließ die sequenzielle Abfolge der Handlung auf höchst produktive Weise kollabieren.
Die neue ZeitRaum-Schau des Frankfurter Museums Angewandte Kunst greift die Idee der Auflösung des
Zeit-Raum-Kontinuums auf, fragt, was Bilder und Objekte, was die Wissenschaft uns über die Bedeutung der Zeit für unser Leben erzählen können.
So referiert der international renommierte Zeitforscher und Entschleunigungs-Papst Prof. Hartmut Rosa am Mittwoch, 2.März 2016 um 11 Uhr übers Thema "HIER UND JETZT: Das beschleunigte und das gute Leben".
Bereits am Freitag, 29. Januar 2016, findet die offizielle Ausstellungseröffnung statt - Frankfurts Kulturdezernent Prof. Dr. Felix Semmelroth wird ebenso sprechen wie Museumsdirektor Matthias Wagner K., Kurator David Beikirch gibt sodann eine Einführung.
Am Donnerstag, 3. März 2016, folgt alsdann um 19 Uhr ein Abendvortrag mit dem Literaturchef der F.A.Z. Andreas Platthaus: "Vor 'HIER' und nach 'HIER': Comics über Raum und Zeit." Ein Highlight dürfte auch der Auftritt des US-Comic-Künstlerkollegen von Richard McGuire sein: So wird am Montag, 14. März 2016 um 11 Uhr kein Geringerer als Craig Thompson ("Blankets", "Habibi") zum Thema "Comics durch Zeit und Raum" sprechen.
Am Mittwoch, 13.April 2016, referiert zudem der Publizist und Wissenschaftsjournalist Dr. Stefan Klein übers Thema JETZT und HIER: Wie wir Zeit erleben". Am Dienstag, 14.Juno 2016, folgt der Höhepunkt des Rahmenprogramms zur Ausstellung ZeitRaum: Ein Projekttag im Rahmen der Schau, in Anwesenheit des Künstlers Richard McGuire höchstpersönlich. Es wird dabei Workshop-Präsentationen, Vorträge und Aufführungen geben - und nicht zuletzt eine Talkrunde mit Richard McGuire (die Fragen stellt Andreas Platthaus, FAZ).
›HIER‹ ist die Geschichte eines Stücks Welt, an dem das Leben vorüberzieht. Richard McGuire erzählt sie, indem er den örtlichen Fokus
unverändert lässt, sich aber virtuos über alle Grenzen der Zeit hinwegsetzt. So zeigt er, dass es den Lauf der Dinge wenig interessiert, ob an einer bestimmten Stelle ein Saurier oder ein Mensch,
ein Baum oder ein Haus steht.
In der nur sechs Seiten umfassenden schwarz-weißen Comic-Erzählung ›HERE‹, die 1989 im legendären, von Art Spiegelman gegründeten
»RAW«-Magazin veröffentlicht wurde, brach Richard McGuire mit bis dahin ungekannter Innovationskraft die Einheit von Zeit, Ort und Handlung auf, schachtelte die Bilder ineinander und ließ die
sequenzielle Abfolge der Handlung auf höchst produktive Weise kollabieren. Das Leben eines Menschen konnte so auf wenige, Gänsehaut erzeugende Bilder zusammenschnurren. Etwas Vergleichbares hatte
es vorher (und hat es auch danach) nicht gegeben.
Zum 25-jährigen Jubiläum des Erscheinens arbeitet McGuire seinen kultisch verehrten Comic nun in eine farbige, wunderbar ausgestattete
Graphic Novel um. Die Neugeburt eines Klassikers – ›HIER‹ und jetzt.
Als lebendiger Ort des Entdeckens richtet das Frankfurter Museum Angewandte Kunst seit seiner Wiedereröffnung im April 2013 und unter der Leitung des Direktors Matthias Wagner K nach eigenem Bekunden den Fokus auf die Wahrnehmung gesellschaftlicher Strömungen und Entwicklungen, mit einem Schwerpunkt auf Design, Mode und Performatives.
Vor dem Hintergrund seiner bedeutenden Sammlungen will es Verborgenes sichtbar machen und Beziehungen schaffen zwischen den Geschehnissen und Geschichten rund um die Dinge. Die wechselnden Ausstellungen erzählen von kulturellen Werten und sich wandelnden Lebensverhältnissen. Darüber hinaus verweisen sie stets auch auf die Frage, was angewandte Kunst heute ist und sein kann und zeigen das ihr eigenes Spannungsfeld zwischen Funktion und ästhetischem Mehrwert auf.
Mit neuen Präsentationsformaten geht das Museum Angewandte
Kunst auf Distanz zu den traditionellen, aus dem 19. Jahrhundert stammenden Sammlungs- und Ordnungskriterien. An die Stelle einer Auseinandersetzung mit den Objekten allein aus ihrer Historie heraus ist ein Aus- und Verhandeln von
zeit- und unzeitgemäßen Betrachtungen getreten, woraus Fragestellungen erwachsen, denen in thematischen Ausstellungen mit immer wieder neuen Objektkonstellationen begegnet wird.