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COMICOSKOP-Rubrik: Ausstellungen 2016

Frankfurter "ZeitRaum"-Schau macht Richard McGuires "HERE"-Wohnzimmer begehbar

Frankfurter Museum Angewandte Kunst zeigt US-Comic-Avantgarde-Künstler als Erlebnis-Ausstellung vom 30. Januar bis  11. September 2016 / Ausstellungseröffnung: Freitag, 29. Januar 2016, 18.30 Uhr / Rahmenprogramm u.a. mit Richard McGuire & Craig Thompson

Von COMICOSKOP-Redakteur Martin Frenzel

(c) Richard McGuire / Pantheon Books / Museum Angewandte Kunst

Erst vor kurzem präsentierte der Kölner Dumont Verlag Richard McGuires "HERE" auf Deutsch. International sorgt der US-Comic-Künstler für Furore. Die Frankfurter Ausstellung ZeitRaum erweckt vom 30. Januar 2016 bis 11.September 2016 McGuires Zimmer als begeh- und bespielbaren Bühnenraum im dortigen Museum Angewandte Kunst zum Leben. Mit dieser weiteren Comic-Pretiose - neben der Städl-Schau über US-Zeitungscomic-Klassiker und dem ohnehin Maßstäbe setzenden Caricatura-Museum für Komische Kunst -  avanciert die Mainmetropole Frankfurt immer mehr zur ernstzunehmende Comic-Konkurrenz für Berlin, Hamburg, Köln und München. Besucherinnen und Besucher jeden Alters können sich durch das lebensgroße Setting bewegen, somit selber zu Figuren der Erzählung werden. McGuire erhielt 2006 beim Festival International de la Bande Dessinée d’Angoulême, Europas Cannes der Comics, den „Preis der École Supérieure de l’Image“.

In seiner gefeierten Graphic Novel Here bricht der US-amerikanische Comic-Künstler und Illustrator Richard McGuire die Einheit von Zeit, Raum und Handlung mit einem formalen Geniestreich auf: Im immer gleichen Hier einer gewöhnlichen Wohnzimmerecke setzt er zeitliche Einschübe ins jeweilige Jetzt, lässt innerhalb eines Bildes Bruchstücke der Vergangenheit einbrechen, Fragmente der Zukunft aufblitzen und entfaltet so wie im Zeitraffer ganze Menschenleben, so der Tenor einer Presseinfo des Museums.

In der nur sechs Seiten umfassenden schwarz-weißen Comic-Erzählung ›HERE‹, die 1989 im legendären, von Art Spiegelman gegründeten »RAW«-Magazin veröffentlicht wurde, brach Richard McGuire mit bis dahin ungekannter Innovationskraft die Einheit von Zeit, Ort und Handlung auf, schachtelte die Bilder ineinander, ließ die sequenzielle Abfolge der Handlung auf höchst produktive Weise kollabieren.

Die neue ZeitRaum-Schau des Frankfurter Museums Angewandte Kunst greift  die Idee der Auflösung des

Zeit-Raum-Kontinuums auf, fragt, was Bilder und Objekte, was die Wissenschaft uns über die Bedeutung der Zeit für unser Leben erzählen können.

(c) Richard McGuire / Pantheon Books / Museum Angewandte Kunst

Kommt im Juni 2016 nach Frankfurt: Richard McGuire - 59 Jahre alt.               „FIBD 2015 Richard McGuire“ (c) Selbymay

Umfassendes Rahmenprogramm zur ZeitRaum-Schau in Frankfurt am Main:

So referiert der international renommierte Zeitforscher und Entschleunigungs-Papst Prof. Hartmut Rosa am Mittwoch, 2.März 2016 um 11 Uhr übers Thema "HIER UND JETZT: Das beschleunigte und das gute Leben".

Bereits am Freitag, 29. Januar 2016, findet die offizielle Ausstellungseröffnung statt - Frankfurts Kulturdezernent Prof. Dr. Felix Semmelroth wird ebenso sprechen wie Museumsdirektor Matthias Wagner K., Kurator David Beikirch gibt sodann eine Einführung.

Am Donnerstag, 3. März 2016, folgt alsdann um 19 Uhr ein Abendvortrag mit dem Literaturchef der F.A.Z. Andreas Platthaus: "Vor 'HIER' und nach 'HIER': Comics über Raum und Zeit." Ein Highlight dürfte auch der Auftritt des US-Comic-Künstlerkollegen von Richard McGuire sein: So wird am Montag, 14. März 2016 um 11 Uhr kein Geringerer als Craig Thompson ("Blankets", "Habibi") zum Thema "Comics durch Zeit und Raum" sprechen.

Am Mittwoch, 13.April 2016, referiert zudem der Publizist und Wissenschaftsjournalist Dr. Stefan Klein übers Thema JETZT und HIER: Wie wir Zeit erleben". Am Dienstag, 14.Juno 2016, folgt der Höhepunkt des Rahmenprogramms zur Ausstellung ZeitRaum: Ein Projekttag im Rahmen der Schau, in Anwesenheit des Künstlers Richard McGuire höchstpersönlich. Es wird dabei Workshop-Präsentationen, Vorträge und Aufführungen geben - und nicht zuletzt eine Talkrunde mit Richard McGuire (die Fragen stellt Andreas Platthaus, FAZ).   

(c) Richard McGuire / Pantheon Books / Museum Angewandte Kunst

»Ich persönlich halte Richard McGuire für ein Genie.« CHRIS WARE

(c) Richard McGuire / Pantheon Books / Museum für Angewandte Kunst

COMICOSKOP hat Richard McGuires "HERE" unlängst von Comicoskop-Redakteur Hanspeter Reiter besprochen -  Tenor: "Wow, das ist mal eine Graphic Novel: L'Art pour l'art!"   /  COMICOSKOP Siehe Comicoskop-Rubrik Rezensionen "Graphic Novel"

›HIER‹ ist die Geschichte eines Stücks Welt, an dem das Leben vorüberzieht. Richard McGuire erzählt sie, indem er den örtlichen Fokus unverändert lässt, sich aber virtuos über alle Grenzen der Zeit hinwegsetzt. So zeigt er, dass es den Lauf der Dinge wenig interessiert, ob an einer bestimmten Stelle ein Saurier oder ein Mensch, ein Baum oder ein Haus steht.
In der nur sechs Seiten umfassenden schwarz-weißen Comic-Erzählung ›HERE‹, die 1989 im legendären, von Art Spiegelman gegründeten »RAW«-Magazin veröffentlicht wurde, brach Richard McGuire mit bis dahin ungekannter Innovationskraft die Einheit von Zeit, Ort und Handlung auf, schachtelte die Bilder ineinander und ließ die sequenzielle Abfolge der Handlung auf höchst produktive Weise kollabieren. Das Leben eines Menschen konnte so auf wenige, Gänsehaut erzeugende Bilder zusammenschnurren. Etwas Vergleichbares hatte es vorher (und hat es auch danach) nicht gegeben.
Zum 25-jährigen Jubiläum des Erscheinens arbeitet McGuire seinen kultisch verehrten Comic nun in eine farbige, wunderbar ausgestattete Graphic Novel um. Die Neugeburt eines Klassikers – ›HIER‹ und jetzt.

Wird 2017 60 Jahre alt: Der US-Multi- und Comic-Avantgarde-Künstler Richard McGuire. Foto: (c) Museum für Angewandte Kunst Ffm / Richard McGuire / Pantheon Books  / Museum  Angewandte Kunst Frankfurt am Main                                                                                                                                 Richard McGuire (s. Foto), geboren 1957,  ist als Multi-Künstler in den unterschiedlichsten Bereichen tätig. So hat er unter anderem preisgekrönte Kinderbücher, animierte Kurzfilme, innovative Spiele und Spielzeuge, bahnbrechende Comics und Klangskulpturen geschaffen. McGuire ist als Cover-Illustrator für das Magazin The New Yorker tätig. Richard McGuire spielte in den 1980er Jahren E-Bass, gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Gruppe Liquid Liquid. Als Gründungsmitglied und Bassist dieser wegweisenden Postpunk-Band Liquid Liquid zeichnet er zudem für eine der bekanntesten Basslines der Popgeschichte verantwortlich.Er schrieb und zeichnete Kinderbücher, schuf aber auch Spiele. Seine Illustrationen finden sich in The New York Times, in Le Monde, aber auch auf den Titelseiten des renommierten Magazins  The New Yorker. 1989 zeichnete er für Art Spiegelmans Avantgarde-Experimentalcomic-Magazin Raw eine sechsseitige Geschichte unter dem Titel Here. 2010 baute er diese Bildergeschichte zu einem Buch aus. 2014 erschienen sowohl die US- als auch die deutsche Fassung. www.richard-mcguire.com

(c) Richard McGuire / Pantheon Books / Museum Angewandte Kunst

(c) dt.Ausgabe Richard McGuire HIER / (c) Dumont Verlag, Köln

Richard McGuire HIER Graphic Novel Aus dem Englischen von Stephan Kleiner 304 Seiten, Hardcover durchgehend illustriert Dumont Verlag, Köln 2014. Originaltitel: HERE Originalverlag: Pantheon Books, 2014 EUR 24,99 [D] Erstverkaufstag: 03.12.2014 ISBN 978-3-8321-9762-9

Als lebendiger Ort des Entdeckens richtet das Frankfurter Museum Angewandte Kunst seit seiner Wiedereröffnung im April 2013 und unter der Leitung des Direktors Matthias Wagner K nach eigenem Bekunden den Fokus auf die Wahrnehmung gesellschaftlicher Strömungen und Entwicklungen, mit einem Schwerpunkt auf Design, Mode und Performatives.

Vor dem Hintergrund seiner bedeutenden Sammlungen will es Verborgenes sichtbar machen und Beziehungen schaffen zwischen den Geschehnissen und Geschichten rund um die Dinge. Die wechselnden Ausstellungen erzählen von kulturellen Werten und sich wandelnden Lebensverhältnissen. Darüber hinaus verweisen sie stets auch auf die Frage, was angewandte Kunst heute ist und sein kann und zeigen das ihr eigenes Spannungsfeld zwischen Funktion und ästhetischem Mehrwert auf.

Mit neuen Präsentationsformaten geht das Museum Angewandte

Kunst auf Distanz zu den traditionellen, aus dem 19. Jahrhundert stammenden  Sammlungs- und Ordnungskriterien. An die Stelle einer Auseinandersetzung mit den Objekten allein aus ihrer Historie heraus ist ein Aus- und Verhandeln von

zeit- und unzeitgemäßen Betrachtungen getreten, woraus Fragestellungen erwachsen, denen in thematischen Ausstellungen mit immer wieder neuen Objektkonstellationen begegnet wird.

Museum Angewandte Kunst   Schaumainkai 17  60594 Frankfurt   T + 49 69 212 31286 / 38857 Hotline Museum Angewandte Kunst   www.museumangewandtekunst.de

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