Es ist in diesem Jahr 2014 genau 150 Jahre her, dass einer der Pioniere der heutigen europäischen Comic-Kultur geboren wurde: der französische Bildgeschichten-Erzähler, Illustrator und Comic-Pionier Benjamin Rabier (geboren am 30. Dezember des Jahres 1864 in La Roche-sur-Yon, verstorben 10.Oktober 1939 in Faverolles). Er zeichnete für die damals führende Satirezeitschrift „Le Rire“ und auch für „Pêle-Mêle“. Unter den Alben, die er publizierte, war auch eins mit dem Titel „Tintin Lutin“, das später Hergé bei der Titelgebung seines Comic-Klassikers „Tintin“ (dt. Tim und Struppi) inspirierte. Von 1923 bis 1939 erschienen 16 Alben seines Funny Animal-Comics „Gédéon le canard“ (Gédéon die Ente).
Vor 130 Jahren debütierte in England – 1884 – der Klassiker der frühen Comics, „Ally Sloper“ (seit 1867) – gemein als erster britischer Comic firmierend – als Journal Ally Sloper’s Half-Holiday. Damit war die Serie – geschaffen durch den Autor und Zeichner Charles H. Ross, und getuscht durch seine französische Frau Emilie de Tessier unter dem Pseudonym "Marie Duval" (oder "Marie Du Val"), die später die grafische Gestaltung ganz übernahm – eine der ersten Comic-Figuren der Welt, die als eigenes Comic-Heft erschien. Marie Duval war denn auch eine der ersten Comic-Zeichnerinnen überhaupt. Charlie Chaplins Figur „The Tramp“ nahm deutliche Anleihen bei der Figur des Taugenichts „Ally Sloper“.
1884 ist der Geburtstag des Franzosen René Giffey (1884 – 1965): Er gilt heute al seiner der bedeutendsten französischen Comic-Künstler der Pionierzeit in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sein eleganter Zeichenstrich, mit dem Giffey eine nahezu 50jährige Ära in Frankreich prägte, häufig mit historisch-literarischen Comic-Adaptionen (Alexandre Dumas). In Deutschland West erschien Giffeys Westerncomic-Version von „Buffalo Bill“ in den 1950ern (inzwischen reediert).
Der US-Kriminalschriftsteller Dashiell Hammett (geboren vor 120 Jahren: 1894, gestorben 1961), weltberühmt durch seine Detektivfigur des Sam Spade und den Roman „Der Malteser Falke“, fungierte als Texter des 2014 ebenfalls jubilierenden, inzwischen 80jährigen Detektiv- und Agentencomic-Klassikers „Secret Agent X-9“. Zeichner war kein Geringerer als einer der ganz großen des US-amerikanischen Abenteuercomic-Genres der realistischen Schule: Alex Raymond (1909 – 1956). Dieser Zeitungscomic erschien – vertrieben durch das King Features Syndicate – vom 22. Januar des Jahres 1934 bis zum 10. Februar 1996. Zahlreiche weitere Künstler führten die Serie weiter, darunter Archie Goodwin/Al Williamson.
Vor 120 Jahren, 1894 war es, als ein anderer großer Pionier der US-amerikanischen Comic-Geschichte, Richard Felton Outcault (1863 - 1928), der von 1896 den ersten klassischen Zeitungscomic „The Yellow Kid“ schuf, mit einer Vorläufer-Bildgeschichte an die Öffentlichkeit ging: „The origin of a new species or the Evolution of the Crocodile explained“, der ersten kolorierten frühen Comic-Serie jener Zeit.. Der New Yorker Zeitungstycoon Joseph Pulitzer hatte den jungen Comic-Zeichner Outcault (1863-1928 für seinen „New York World“ engagiert – um im Wettstreit mit seinem Zeitungszar-Rivalen William Randolph Hearst zu reüssieren.
Im gleichen Jahr erschien in den USA auch der erste Farbcomic früher Prägung in einer US-Zeitschrift – von Walt McDougall (1858 – 1938). McDougall, ohnehin einer der bienenfleißigsten Comic-Zeichner-Pioniere seiner Zeit (zeitweilig hatte er sechs Zeitungscomics gleichzeitig laufen) präsentierte diese Farbcomic-Premiere am 21.Mai 1893 – drei Jahre vor Erscheinen des Outcault-Klassikers „The Yellow Kid“. Von 1904 bis 1905 – auch hier ein Jubiläum: 110. Geburtstag! - „Queer Visitors from the Marvelous Land of Oz“. Er galt auch als scharfsinniger politischer Karikaturist seiner Zeit.
Der Schöpfer des weltberühmten Spinatmatrosen "Popeye" E. C. Segar wurde am 8. Dezember 1894 geboren – 2014 war das genau 120 Jahre her.
Elzie Crisler Segar, der mit nur 43 Jahren nach schwerer Krankheit verstarb, war ein
US-amerikanischer Comiczeichner und ein begnadeter Anarcho- und Slapstick-Humorist. Er wurde in den 1890er-Jahren am 8. Dezember 1894 in Chester, Illinois in den Vereinigten Staaten geboren und
starb am 13. Oktober 1938 mit 43 Jahren in Santa Monica, Kalifornien. Schon in seinem Comic Strip Thimble Theatre fürs New York Journal - erstes Erscheinen 1919 - ließ Segar sein Können
aufblitzen.
Im Januar 1929 folgte die Premiere des kauzigen Spinatmatrosen Popeye.
Er ist kaum bekannt, hat aber wohl den ersten französischsprachigen Sprechblasen-Comic geschaffen: Der franko-kanadische Comic-Zeichner, Illustrator und Karikaturist Albéric Bourgeois (1876-1962). Am 30. Januar anno domini 1904 erschien sein Zeitungscomic "Les aventures de Timothée" zum ersten Mal. Der britische "Garth"-Schöpfer -zeichner Stephen P. Dowling garth wurde am 19. März des Jahres 1904 geboren.
Er schrieb und zeichnete den Zeitungscomic Garth für die englische Boulevardzeitung Daily Mirror vom 24. Juli 1943 an bis 1959, später übernahmen andere den Strip, der dann noch bis zum 22. März 1997 erschien. Dowling starb 1986.
Am 30. März 1904 geboren wurde der belgische Altmeister der Ligne Claire, Edgar Pierre Jacobs (gest. 1987), Hergés wichtigster Assistenz-Zeichner, der mit "Blake und Mortimer" von 1946 selbst einen der besten Ligne Claire-Klassiker überhaupt ersann.
Am 2. Januar 1904 erschien erstmals der Comic Strip "Major Ozone's Fresh Air Crusade" aus der Feder des genialen Krazy Kat-Schöpfers George Herriman.
Am 14. Februar 2014 erschien erstmals der US-Zeitungscomic "Little Jimmy" von Jimmy Swinnerton im New York Journal.
Am 24. Juli 1904 debütierte Winsor McCay mit seiner Bildgeschichte "Little Sammy Sneeze" im New York Herald.
Im gleichen Jahr folgte - am 10. September 1904 erstmals WinsorMcCays Traum-Comic "Dreams of the Rarebit Fiend", der mit Fug und Recht als eine Art Vorspiel zum Meisterwerk des Künstlers, Little Nemo, angesehen werden kann. "Rarebit Fiend" erschien freilich noch unter dem Pseudonym Silas, in der Zeitung "Evening Telegram."
Nicht nur der 100. Jahrestag des Beginns dessen, was wir heute als Ersten Weltkrieg kennen, stand 2014 an, sondern auch eine ganze Reihe 100-Jahre-Jubiläen in Sachen Comic-Kultur: So präsentierte 1914, vor genau 100 Jahren, der US-amerikanische Comic- und Zeichentrickfilm-Pionier, der Tausendsassa Winsor McCay (1871 – 1934; bekannteste Serie: “Little Nemo in Slumberland” 1905-1911) den heute legendären Kurztrickfilm “Gertie the Dinosaur“ – der älteste Trickfilm, in dem ein Dinosaurier seinen bewegten Auftritt hat.
Vor 100 Jahren geboren wurde einer der ganz großen Comic-Zeichner Belgiens, der europäische Comic-Geschichte geschrieben: Joseph Gillain alias Jijé, geboren am 13. Januar 1914 in Gedinne (Belgien), schuf mit seiner Westernserie „Jerry Spring“ einer der besten Klassiker dieses Genres und gilt nicht umsonst als Lehrmeister des jungen Jean Giraud (alias Moebius). Die Westernserie „Jerry Spring“ - in einem an Milton Caniffs Schwarzweiß-Stil erinnernden realistischen Zeichenstrich – setzte Maßstäbe – und erschien erstmals vor 60 Jahren, 1954 in der belgischen Comic-Zeitschrift „Spirou“. Leider nicht mit einer Dauerausstellung, wohl aber mit einem Jijé-Museum präsent, ist er nach wie vor posthum in „seiner“ Stadt Brüssel. Jijé starb 1980.
Gleichfalls 100. Geburtstag feiern die US-amerikanische Comic-Zeichner Lou Fine (1914-1971), der unter anderem mit den Strips "The Thropp Family" und "Space Conquerors" sowie "Adam Ames" und "Peter Scratch" aufwartete und Will Eisner bei dessen Tagesstrips der Serie „The Spirit“ assistierte, und Jack Cole (1914-1958), der 1940 die Superhelden-Parodie „Plastic Man“ schuf und später fürs Magazin „Playboy“ arbeitete.
Sie erlebt zurzeit in Deutschland eine späte Renaissance: Die Mutter der nilpferdartigen Trollwesen „Mumins“, die finnisch-schwedische Kindercomic-Autorin Tove Jansson (1914-2001) gehört ebenfalls in der Reihe derer, die 2014 ihr 100. Wiegenfest begingen.
Auch die beiden Superman-Autoren, Joe Shuster und Jerry Siegel, sind Mitglieder im Club der 100jährigen dieses Jahr: Beide schufen 1938 den ersten Superhelden des Genres, die Serie „Superman“, 1939, vor genau 75 Jahren, folgte das erste eigene Superman-Comicheft.
Nicht genug damit: Batman-Texter Bill Finger i st auch ein Jahrgang 1914 – vor 100 Jahren geboren. Auch er hat, zusammen mit Zeichner Bob Kane, Grund, gleich doppelt zu jubilieren: Denn vor 75 Jahren, im Mai 1939, debütierte ein anderer, zentraler Superhelden- und Detektivcomic-Klassiker der Comic-Geschichte, die Serie „Batman“, in der Zeitschrift „Detective Comics“ Nr.27.
Ausgerechnet am 9. November 1919 schlug die Geburtsstunde der Comic- und
Trickfilmfigur, von der die Rede geht, sie sei in Wahrheit nicht von Pat Sullivan, einem gewieften australischen Unternehmer, sondern vom US-Amerikaner Otto Messmer (1892-1983) erfunden
worden , der diesem offiziell nur„assistierte“…: Die Rede ist vom weltberühmten Comic-„Funny Animal“-Klassiker „Felix the Cat“.
Zwei große legendäre Gestalten des argentinischen Comics wurden beide 1919 geboren: Beide
waren in gewisser Weise Messfremde. Zum einen der grafische Nestor der argentinischen Comics, Alberto Breccia (geb. am 15.April 1919 in Montevideo, Uruguay, aber aufgewachsen und berühmt geworden
in seiner Wahlheimat Argentinien, gestorben 1993 in Buenos Aires) - dessen Comics wie "Mort Cinder", "El Eternauta", die Abrechnung mit der argentinischen Militärdiktatur "Perramus" und "Ernie
Pike" heute zu den Meilensteinen der Gattung des grafischen Erzählens gehören. Zum anderen
Héctor Germán Oesterheld (geboren 23. Juli 1919 in Buenos Aires), aber Sproß einers Deutschen
Einwanders und einer baskischen Mutter. Der Schriftsteller und Journalist Oesterheld machte sich als nicht zuletzt als Comic-Texter einen Namen (etwa für die Brecchia-Serien "Mort Cinder" und
"Eternauta"). 1976 fiel Oesterheld dem Folterregime der argeninischen Militärjunta zum Opfer. Das genaue Ermordungsdatum ist nicht bekannt. Er war auch Texter für Hugo Pratt (Ernie Pike, Sargento
Kirk) und viele andere Zeichner, 1968 erschien etwa seine Comic-Politbiografie "Che" (Zeichnungen: Alberto und Enrique Breccia). Zwischen 1957 und 1963 erschien Oesterheld Magazin "Hora Zero"
u.a. mit dem Comic "Ernie Pike" (Text: Osterheld, gezeichnet von Hugo Pratt).
Vor 90 Jahren, im Jahre des Herrn 1924, erschien am 14. April erstmals der US-Zeitungscomic
„Wash Tubbs“ von Roy Crane (1901-1977), der sich - zu Beginn ein Humor-Strip - nachgerade zu einem Pionier des Abenteuercomic-Genres entwickelte. "Wash Tubbs" erschien auch
nach Cranes Tod weiter - bis 1988. Später reüssierte Roy Crane mit "Captain Easy" und - von 1943 an - mit "Buzz Sawyer". Crane gilt nicht nur als Erneuerer des
grafischen Erzählens (textlich wie zeichnerisch), er war auch Trendsetter mit Blick auf den Gebrauch von Onomatopoetika (Lautmalereien) im Comic - übrigens lange vor Erika Fuchs und Herbert Feuerstein...
Der US-Amerikaner Harold Gray (1894 - 1968) beginnt am 24. August 1924 außerdem
den Zeitungscomic-Klassiker “Little Orphan Annie” in den "New York Daily News". "Little Orphan Annie", die Heldin ist ein Waisenmädchen, avancierte zu einem Evergreen der
US-Zeitungscomic-Geschichte, mit ideologisch gesehen ultrakonservativer, Anti-New Deal-Stoßrichtung. Gray machte aus seiner Aversion gegen Franklin Rosevelts New Deal keinen Hehl. Insofern gilt
Gray denn auch als der erste Comic Strip-Autor der US-Geschichte, der die Gattung nutzte, um eine politische Botschaft zu verkünden.
Geborene 1924er sind, was das Geburtsdatum anbelangt, der belgische Comic-Starzeichner Raymond Macherot (1924-2008; bekannt durch Serien wie Chlorophylle et Minimum 1955; seine Semifunny-Detektivserie „Clifton“ (dt. Percy Pickwick); Sybilline), aber auch der grandiose Altmeister André Franquin (Spirou & Fantasio, Gaston Lagaffe, Marsupilami) und der belgische Zeichner Victor Hubinon (Buck Danny / Rex Danny, Der rote Korsar).
Auch ein 1924er ist der französische Vieltexter Jean-Michael Charlier (1924-1989), dem wir großartige Comic-Serien wie den Westerncomic Leutnant Blueberry (gemeinsam mit Jean Giraud), Barbe Rouge/Roter Korsar, Tanguy et Laverdure (Mick Tangy) und Buck Danny/Rex Danny verdanken. Charlier war zudem langjähriger Chefredakteur des legendären französischen Comic-Magazins „Pilote“. Er gilt bis heute als Ikone des frankobelgischen Abenteuercomic-Genres – seiner zum Teil ideologisch gefärbten, ultrakonservativen Stoßrichtung zum Trotz.
Ein der großen deutschen Comic-Zeichner der 1950er Jahre, Helmut Nickel,
feierte am 24. März 2014 als Jahrgang 1924 seinen 90. Geburtstag. Neben Hansrudi Wäscher war Helmut Nickel die wohl markanteste Comic-Zeichnerpersönlichkeit der 1950er Jahre, wovon Serien "Don
Pedro", "die drei Musketiere" oder "Robinson" Zeugnis ablegen. Seine gekonnte Comicadaption des Karl May-Klassikers „Winnetou“ erfuhr gerade in den letzten Jahren eine
Renaissance durch Neuauflagen in Liebhaberausgaben. So veröffentlichte der heute Leipziger Verlag comicplus eine empfehlenswerte, bibliophile und überfällige Volksausgabe der
"Winnetou"-Geschichten Helmut Nickels.
Vor 85 Jahren erschien – am 7. Januar 1929 - der erste Tarzan-Comic – geschaffen durch einen jungen Kanadier namens Hal Foster, der später – von 1937 an – mit der Ritterserie „Prince Valiant“ („Prinz Eisenherz“ zu dt.) Weltruhm erlangte. Im selben Jahr konnte die Zeitungsleserinnen und –leser erstmals die Abenteuer des wohl ersten SF-Comics der Welt, „Buck Rogers“, erleben… Zeichner war Richard Calkins, Texter Philip Frances Nowlan. Am 17. Januar 1929 hatte
Elzie Segars "Popeye" in dessen Zeitungscomic "Thimble Theatre" sein Debüt - noch nur als Nebenfigur. Markenzeichen: Kapitänsmütze, Anker-Tattoo auf dem linken Unterarm, schiefes Gesicht, Pfeife, Vorliebe für Spinat und Gegenstand skurriler Gags...
Roy Crane startete zudem mit seinem Adventure Comic Strip "Captain Easy".
1934 – vor 80 Jahren genau – entpuppt sich im Rückblick als ein bahnbrechendes, epochales, geradezu "magisches" Comic-Jahr: Zum einen kam das erste vierfarbige, regelmäßig erscheinende Comicheft auf den Markt: Die US-amerikanische Comic-Zeitschrift “Famous Funnies #1“, 68 Seiten, Kostenpunkt: 10 Cents.
Bereits am 7. Januar 1934, 80 Jahre ist es her, bereicherte der junge US-amerikanische Comic-Zeichner Alex Raymond den Comic um einen Jahrhundert-Klassiker des Science Fiction-Genres: Denn dies war der Beginn der Serie „Flash Gordon“.
Ebenfalls 1934 lief Alex Raymonds anderer, weniger bekannter Zeitungscomic-Klassiker vom Stapel: Die Serie „Jungle Jim“. Und weil aller guten Dinge DREI sind, markierte Alex Raymond noch den Anfang seines nicht minder elegant gezeichneten Agentencomics „Secret Agent X-9“ (Text Dashiell Hammett).
Vor 80 Jahren, 1934, startete aber auch ein gewisser Milton Caniff, heute einer der zehn besten Comic-Künstler des 20. Jahrhunderts, seinen Fernost-Abenteuercomic „Terry and the Pirates“ (dt. Terry und die Piraten).
Im Juni 1934 sah überdies die wohl populärste Comic-Ente der Welt, Donald Duck, das Licht der Welt, und zwar im Zeichentrickfilm Die kluge kleine Henne (The Wise Little Hen), zunächst nur als Nebenfigur.
Heute ist Donald Duck nicht ohne Grund beliebter als die Micky Maus, Carl Barks sei Dank. In Skandinavien heißt das Comicheft, in dem die Disneycomics erscheinen, nicht umsonst nach ihm und nicht, wie in deutschen Landen, Micky Maus…
Am 18. Januar 1934 wurde auch der englische Illustrator und Comic-Zeichner Raymond
Briggs geboren – er schuf etwa den unter die Haut gehenden Anti-Atomkriegs-Comicklassiker um die beiden hoffnungslos naiven Jim und Hilda, „Strahlende Zeiten“ (im Original: "When the
Wind Blows"; von 1982). 1986 wurde der Comic von Jimmy Murakami als Zeichentrickfilm adaptiert. Briggs' Graphic Novel erschien in der Blütezeit der westdeutschen und europäischen
Friedensbewegung.
Ein Jahrhundert-Zeitungscomic gelang von 1934 an auch Al Capp (USA): Seine Serie “Li’l Abner” um einen jungen Muskelprotz und großen US-HJungen vom Lande - geformt nach nach dem Ebenbild Henry Fondas - geriet als Persiflage und Satire auf den American Way of Life fortan zu einem Klassiker der Comic-Geschichte.
Ebenfalls 80jähriges feiern die Comic-Künstler Gotlib, Frankreichs Comic-Satiriker Nummer Eins, aber auch Rius, Mexikos Comic-Altmeister des Polit-Comics.
Vor 80 Jahren genau erschien darüber hinaus die Serie um den Zauberer “Mandrake” (USA) – aus der Feder der Autoren Lee Falk (Text) und Phil Davis (Zeichnungen).
Und in Deutschland erschien erstmals der Pantomimestrip des Zeichners Erich Ohser alias e.o.plauen, „Vater und Sohn“ – heute
ein international angesehener und erfolgreicher Klassiker der deutschsprachigen frühen Comics. Die wortlose Bildgeschichte um
"Vater und Sohn" feierte am 13. Dezember 1934 erstmals in der "Berliner Illustrierten" Premiere. Gezeichnet mit drei Buchstaben in Kurrentschrift: E. O. P. - die Abkürzung des Pseudonyms E. O.
Plauen, das Erich Ohser, gebürtig aus Plauen im Vogtland, sich hatte zulegen müssen, um in der NS-Diktatur überhaupt weiter tätig sein zu können. Die Serie um den vollschlanken, schnauzbärtigen
Vater und den Dreikäsehoch-Filius erschien - trotz widriger Bedingungen - bis 1937 - und gehört international zu den populärsten deutschsprachigen Comics - bis heute.
Georges Wolinski – einer der großen Meister des politischen Satire-Comics in Frankreich – wurde am 28. Juni 1934, vor 80 Jahren, in Tunis geboren. Er machte sich mit seinen Bildgeschichten und Karikaturen für "Libération", "Charlie Hebdo", "Paris Match" und "L'Echo des Savanes" einen Namen. Für Georges Pichard schrieb er das Szenario für den Erotikcomic "Paulette".
Und: Am 26. Juli 1934, vor 80 Jahren, starb der legendäre Schöpfer der Serie „Little Nemo“, Winsor McCay, im Alter von nur 64 Jahren.
1939 war nicht nur der Beginn des deutschen Angriffskriegs auf Polen und damit des Zweiten Weltkriegs durch Hitlerdeutschland: Vor 75 Jahren begann vielmehr auch der Siegeszug des Dunklen Ritters von Gotham City – BATMAN erschien erstmals im Mai 1939 – und geriet bis heute zur Erfolgsgeschichte, zumal die Serie es verstand, sich immer wieder neu zu erfinden. Zeichner war Bob Kane, der Text stammte von Bill Finger. Bis heute hat BATMAN nichts von seiner Faszination eingebüßt.
Ebenfalls die „75“ begehen die Comic-Superheldenserien „Human Torch“ und „Submariner“.
Der französische Bildgeschichten-Klassiker „Bécassine“ erschien 1939 aus der Feder Paulette Dubosts.
1939 ist zudem das Geburtsjahr des bekannten belgischen Comic-Szenaristen Jean Van Hamme (Die große Macht des kleinen Schninkel mit Zeichner Grzegorz Rosinski; "Thorgal"; "Largo Winch"; der Agentencomic XIII mit Zeichner William Vance, "Epoxy" mit Zeichner Paul Cuvelier sowie "S.O.S. bonheur" mit Zeikchner Griffo (dt. Verbotenes Glück).
Aber auch von Guy Vidal (1939-2002; Comic-Autor etwa der Westernserie "Die Gringos" mit Zeichner Victor de la Fuente, die auch in "Zack" erschien, lange Jahre Chefredakteur von "Pilote", Vieltexter zahlreicher frankobelgischer Comic-Serien), der Comic-Autor Harvey Pekar (1939-2010; bekannt durch seine autobiografische Serie "American Splendor"), der Zeichner Yves Got (bekannt durch seine sophisticated Comic "Le Baron Noir" mit Texter René Pétillon) und – manche werden sich an die Taschen Comics erinnern - von Alex Varenne (mit Bruder Daniel schuf er die postatomare Dystopie "Ardeur", deie nach einem 3.Weltkrieg spielt; später etliche Erotikcomics wie "Erma Jaguar").
1939 ist aber auch das Todesjahr des großen Illustrators und Bildgeschichten-Pioniers, des Franzosen Benjamin Rabier.
Keiji Nakazawa (1939 - 2012), Schöpfer des Meisterwerks "Barfuß durch Hiroshima" (erstmals 1973 erschienen, ein insgesamt 2500 Seiten umfassendes opus magnum der Comic-Geschichte), erzählte in seinem Hauptwerk die eigenen Erlebnisse beim Abwurf der Atombombe auf seine Heimatstadt Hiroshima. Ein Comic-Meilenstein, der buchstäblich unter die Haut geht.
Martin Lodewijk (der niederländische Starzeichner von Serien wie "Agent 327" und Comic-Autor etwa der von Don Lawrence gezeichneten SF-Serie "Storm") und der US-Amerikaner Denny O’Neil, legendärer "Batman"-Texter und langjähriger "Batman"-Redakteur, sind ebenfalls gebürtige „1939er“…die ihren 75. begingen.
1939 war es auch, dass ein unscheinbarer US-Comicverlag namens Timely Comics den Namen “Marvel Comic” lancierte… dort erschienen sodann Serien wie Submariner etc.pp. Damit war der Grundstein dessen gelegt, was später dank Stan Lee und Jack Kirby (und vieler anderer) zum Jahrhundertphänomen geriet.
Der US-amerikanische Comic-Verlag DC ließ erstmals die Comic-Superhelden-Figur „The Flash“ auf die Menschheit los: Also jenen Helden, der schneller ist als der Blitz…
Erich Ohser alias e.o.plauen (1903 - 1944), der Vater der seinerzeit
ungemein populären Bildgeschichte "Vater und Sohn" und enger Freund des bedeutenden deutschen Schriftstellers Erich Kästner ("Emil und die Detektive"), hatte sich u.a. für den
sozialdemokratischen "Vorwärts" als politischer Karikaturist zu Zeiten der Weimarer Republik einen Namen gemacht. Aus seiner Abneigung gegen das Nazi-Regime machte Ohser keinen Hehl: Nach einer
Denunziation, trieben ihn die Nazis in den Tod - er entzog sich dem braunen Willkür-Tribunal vorm Volksgerichtshof durch Freitod vor genau 80 Jahren, am 6. April 1944 - nur ein Jahr vor der
Befreiung von der NS-Diktatur und dem Ende des von Nazi-Deutschland angezettelten Zweiten Weltkriegs. Sein ebenfalls denunzierter und verhnafteter Freund, der Schriftsteller Erich Knauf, hingegen
wurde im Mai 1944 durch die Nazis ermordet ("hingerichtet"). Noch 1942 hatte Ohser, kurz vor seinem gewaltsamen Tod, in der von Goebbels gegründeten „Deutschen Zeichenfilm GmbH“ zusammen mit
Manfred Schmidt, dem späteren Erfinder der poopulären Nachkriegs-Detektivcomic-Parodie Nick Knatterton, an dem 17-minütigen Zeichentrickfilm "Armer Hansi" (1944 ) gearbeitet - die Geschichte
eines Kanarienvogels, der sich in eine Schwalbe verliebt. Ín einem Radio-Beitrag des Deutschlandfunks sagte Ohsers Sohn, Goebbels habe seinem Vater nie verziehen, dass dieser vor der
Machtpübertragung an die Nazis kritische politische Satire gegen ihn veröffentlicht habe.
Seit 1993 gibt es in Ohsers Heimatstadt Plauen eine e.o.plauen-Galerie. Seit genau 20 Jahren, seit 1995, wird dort zudem eingedenk des Künstlers der mit 5.000 Euro dotierte e.o.plauen-Preis verliehen - eine Auszeichnung der Stadt und der e.o.plauen-Gesellschaft. Erster Preisträger war kein Geringerer als F.K.Waechter, 2014 ging der Preis an Wolf Erlbruch. Seit 2010 gibt es darüäber hinaus ebendort das e.o.plauen-Haus zum Gedenken an Ohser und sein Lebenswerk.
Plakat: (c) Städtische Galerie e.o.plauen in Plauen 2013
Vor 70 Jahren, am 25. April 1944, stirbt der Schöpfer des genialen Anarcho-Comic Strips „Krazy Kat“, George Herriman (1880 - 1944). Sein kongenialer sophisticated strip "Krazy Kat" um die Anarcho-Maus Ignatz, die unentwegt der Katze Krazy Kat einen Ziegelstein an den Kopf wirft, seine grafisch meisterhafte Linienführung und der verballhornte Wortwitz um diese aberwitzige ménage à trois (inklusive dem Polizisten Offisa Popp, der die Ziegelsteinwürfe vergebens zu verhindern trachtet) gerieten zum Meilenstein der Comic-Geschichte des 20. Jahrhunderts. Die lSerie startete 1913 (zuvor hatten Ignatz und Krazy Kat bereits einen Erstauftritt in Herrimans Frühcomic "Dingbat Familiy" (später umbenannt in "Family Upstairs"). Die letzte Folge von "Krazy Kat" erschien sodann am 25. Juni 1944 - vor 80 Jahren. Calvin and Hobbes-Starautor Bill Watterson sagt später über George Herrimans opus magnum: „Krazy Kat ist verschroben, hat Eigenart und geht keine Kompromisse ein. Es ist einer der wenigen Comicstrips, die das Medium voll ausnützen. Es gibt Dinge, die nur ein Comic machen kann, die in keinem anderen Medium, nicht einmal im Zeichentrickfilm, erreicht werden können, und Krazy Kat ist quasi ein Essay über das Wesen des Comics.“
In diesem Jahr 1944 erscheint – noch ist der Krieg nicht vorbei und Frankreich voin der
deutschen Wehrmacht und SS besetzt – der erste Teil von Edmond-Francois Calvos genialer Anti-Hitler-Satire „La bête est morte“ (dt. Die Bestie ist tot, Text: Victor Dancette) -
grafisch im Funny Animal-Stil (Hitler als Wolf etc.), erzählerisch einer der ersten frühen Holocaust-Comics - lange vor Spiegelmans "Maus". Calvo - Markenzeichen: eleganter Zeichenstrich - war
später Lehrmeister des Asterix-Zeichners Albert Uderzo.
Zudem debütierte im Juni 1944, einen Tag vorm "D-Day" (der Invasion der Allierten in der Normandie) der langllebige US-Abenteuercomic „Johnny hazard” aus der Feder von Frank Robbins. Der Zeitungscomic erschien 33 Jahre lang, bis 1977.
Seinen 70. feierte die US-Underground-Ikone Bill Griffith (geboren am 20.
Januar 1944): Seine markante Figur "Zippy the Pinehead" feierte ihr Debüt 1971. Griffith gehört zu den großen alten Männern der US-Undergroundcomix.
1944er ist auch der Schöpfer abgründiger SF-Fantasyhorrorwelten, Philippe
Druillet, der am 28.Juni 1944 im französischen Toulouse zur Welt kam. Druillet, der auch Filmemacher, Regisseur, Schauspieler und Schriftsteller, trug neben Moebius alias Jean
Giraud entscheidend zur Erwachsenencomic-Revolution der 1970er Jahre bei. Werke wie "Les six voyages de Lone Sloane" (1972), "Yragaël", "Urm le Fou" oder "La Nuit" sprengten im wahrsten Sinne des
Worts bis dahin gekannten SF-Comicdimensionen. Druillet galt zudem als eine der Schlüsselfiguren bei der Gründung des epochalen Erwachsenencomic-Magazins „Métal Hurlant“- das später in den USA
unter dem Namen "Heavy Metal" und in Deutschland unter dem Titel "Schwermetall" reüssierte. 1988 erhielt Druillet für sein Lebenswerkl den Grand Prix des Comic-Festivals in Angoulême - nach wie
vor Europas mit Abstand wichtigstes Comic-Festivalereignis. 1996 krönte er sein Oeuvre mit dem Grand Prix National des Arts
Graphiques des französischen Staats.
Gleichfalls ein 1944er ist der Katalane Jordi Bernet (geboren am 14. Juni
1944 in Barcelona), der mit "Torpedo 1936" seit 1981 eine Perle des Agenten- und Crime-Genres schuf (einer ursprünglich von Alex Toth gezeichneten Serie, getextet von Enrique Sanchez Abuli). In
den 1970er wurde Bernet überdies "Primo"-Lesern bei Rolf Kauka durch seine Serie "Andrax" bekannt, die in der letzten Jahren eine Art Wiederentdeckung feierte.1991 erhielt Bernet zu Recht den
Großen Preis des Comic-Salons zu Barcelona.
Am 8. August 1944, vor 70 Jahren, sah Claude de Ribeaupierre das Licht der Welt, besser bekannt unter seinem Künstlernamen "Derib": Eigentlich Schüler von "Schlümpfe"-Altmeister Peyo avancierte der Schweizer Comic-Zeichner und -autor zu einem der herausragenden Könner seines Fachs in ganz Europa.
Schon seine Semifunny-Erstlingsarbeiten "Attila" und "Die Abenteuer von Pythagoras" ließen ab
1967 erkennen, dass hier ein ganz Großer heranreift. Von 1973 bis heute produzierte Derib die Kindercomic-Westernserie "Yakari" (gemeinsam mit Texter Job), die zum Besten gehört, was
das Kindercomic-Genre zu bieten hat. Von 1973, als Albenreihe sodann von 1974 bis 1987 und von 2002 bis 2006 machte sich Derikb mit der einfühlsam erzählten, immer realistischer gezeichneten
Westernserie der anderen Art, "Buddy Longway" einen Namen. 1979 folgte der One Shot-Westerncomic "Go West". Immer wieder widmete sich der mehrfach preisgekrönte Derib dem Schicksal der
Indianer, wie in "Red Road"."Buddy Longway" erschien seit 1976 erstmals auf deutsch im Comic-Magazin "Yps". "Yakari" schlug alle Popularitätsrekorde dank der beliebten gleichnamigen
Zeichentrickfilmserie.
Ebenfalls 1944er sind der Argentinier José Munoz (geboren am 7. Oktolber
1944), dessen Film Noir-Schwarzweiß-Krimicomics wie "Alack Sinner" zu den Pretiosen des Genres zählen; der Italiener und Erotikcomic-Virtuose Paolo Eleuteri Serpieri (geboren am 29. Februar 1944 in Venedig), dessen 1985 erstmals erscheinende dralle Erotik-Ikone
Druuna in seinem prallen postatomaren SF-Epos "Morbus Gravis" in "Métal Hurlant" erschien (bei uns in "Schwermetall"). Unter denen, die 2014 ihr 70.
Wiegenfest feierten, waren auch zwei prominente deutsche Comic-Zeichner: Volker Reiche und Erich Rauschenbach feierten – beide Jahrgang 1944 – 2014 ihren
70. Volker Reiche - geboren am 31.Mai 1944 in Belzig Brandenburg - gehörte neben Bernd Pfarr zu den markanten Undergroundcomix-Zeichnern der 1970er. 1979 debütierte er mit dem U-Comix
"Liebe". Später machte er seinen Traqum, eigene Donald Duck-Geschichten zu zeichnen, wahr (für die holländische Disney-Ausgabe). Für "HörZu" sorgte er für eibne Wiederbelebung der Serie "Mecki".
Mit "Strizz" (2002-2010), jenem genialen sophisticated strip für die F.A.Z. über den Alltag eines faulen, aber um keine Ausrede verlegenen Buchhalter, seinen Chef Leo und dessen Katze Paul gelang
ihm ein politisch hintergründig-ironischer Zeitungscomic made in Germany. Vielbeachtet seine autobiografische auseinandersetzung mit der NS-Zeit und mizt dem eigenen Vater in "Kiesgrubennacht"
(2013, Suhrkamp). Seit 2014 startete "Snirks Café" als weiterer sophisticated strip in der F.A.Z.
Erich Rauschenbach - geboren am 21.Mai 1944 in Lichtenstein, Wahl-Berliner - gehört zu den erfolgreichsten deutschen Karikaturisten, Cartoonisten und Comic-Zeichnern.
Jeff Jones, geboren 10. Januar 1944 (später wegen Geschlechtsumwandlung
Jeffrey Catherine Jones; gestorben 2011) gehörte gemeinsam mit Berni Wrightson, Mike Kaluta und Barry Windsor-Smith zu den Jungen Wilden in der
Comic-Künstlergilde "The Studio". Im westdeutschen Volksverlag erschien seine Fantasy Comic Art "Idyll". Frank Frazetta adelte Jones als einen der besten Künstler und Maler
dieses Planeten.
Peter de Smet - geboren 4. Juli 1944, gestorben 2003 - schuf den Humor- und
Gagcomic "De Generaal", der in den Niederlanden zum Dauerbrenner von 1971 bis 2003 geriet. De Smet war von Bob de Moor, Hergés wichtigstem Assistenzzeichner, zur holländischen
"Tintin"-Ausgabe "Kuifje" gelockt worden. Sein "Generaal" darf fraglos als ein satirischer Seitenhieb wider den deutschen Militarismus firmieren, unter dem die Niederlande im Zweiten Weltkrieg zu
leiden hatten.
Am 13. September 1944 erschien die letzte Ausgabe der legendären deutschen
Satirezeitschrift "Simplicissimus": Zum Ende der Nazi-Herrschaft, damals nur noch ein Schatten ihrer selbst. Was aber am 4. April 1896 startete, geriet in der Kaiserreichszeit zur
wichtigsten deutschsprachigen Satirezeitschrift überhaupt. Der Simplicissimus (zu
deutsch: der Einfältigste) hatte als satirische Wochenzeitschrift ihren Sitz in München. Die Zeitschrift zog die Politik der "nervösen Großmacht" des wilhelminischen deutschen Kaiserreichs durch
den Kakao, aber auch die bürgerliche Moral, die Rolle der Kirchen, Beamten, Juristen und des Militärs.Kaum eine Zeitschrift geißelte den Obrigkeits- und Untertanengeist so stark wie der
"Simplicissismus" in seinen besten Zeiten. Zu den Simplicissimus-Zeichnen zählten namhafte Pewrsönblichkeiten wie Thomas Theodor Heine, Karl Arnold und Josef Benedikt Engl, aber auch Olaf
Gulbransson, Bruno Paul und Ferdinand von Rezniček. Des Weiteren Erich Schilling, Wilhelm Schulz, Eduard Thöny und Rudolf Wilke. In der Redaktion arbeiteten u. a. die Schriftsteller und
Journalisten wie Ludwig Thoma und Frank Wedekind. Viele der Simplissimus-Zeichner hätten in Frankreich als Comic-Zeichner gegolten, sind Teil der deutschen Bildgeschichten-Tradition.
65 Jahre werden – weil 1949 geboren – etliche Persönlichkeiten der Comic-Branche: Einer der Pioniere der deutschen Comicforschung, intime Kenner der deutschen Comic-Frühgeschichte und des –fachjournalismus, Hartmut Becker, wurde 2014, ohne viel Aufhebens darum zu machen (wie es so seine Art ist), 65 Jahre alt. Becker war gemeinsam mit Andreas C. Knigge und René Lehner Herausgeber der legendären Fachzeitschrift „Comixene“.
Mit Achim Schnurrer zusammen war Becker Kurator der Kölner Wanderausstellung "Die Kinder des Fliegenden Robert" (1979) - eine der ersten Ausstellungen zur Archäologie der deutschsprachige Bildgeschichte überhaupt. Jahrelang firmierte Hartmut Becker überdies als Schlüsselfigur der Kölner Comicmesse. Seine Hamburger Agentur Becker!-Illustrators hat sich seit vielen Jahren darauf verlegt, im Bereich Graphik, Illustration und Bildgestaltung namhafte internationale Illustratoren und nicht zuletzt etliche Comic-Künstler an anspruchsvolle Kunden aus Werbung, Industrie, Print- und Online-Medien zu vermitteln. Im Eigenverlag Comics etc. verlegt Becker zudem die Werke Dieter Kalenbachs ("Turi und Tolk") oder Hansrudi Wäschers ("Falk").
Ebenfalls 65 wurde am 14.April 2014 der britische Illustrator und Comic-Zeichner und legendäre grafische Schöpfer der Anti-Superheldenserie „Watchmen“ von 1986/87 (Text: Alan Moore), Dave Gibbons, aus dessen Feder auch Serien wie "Give me Liberty" (gemeinsam mit Frank Miller) entsprangen; Gibbbons debütierte im Comic-Metier in der englischen Avantgarde-Comiczeitschrift "2000 AD", Sprungbrett zahlreicher englischer Talente auf den US-amerikanischen Markt, zeichnete zuvor u.a. den Klassiker "Dan Dare". Furore machten Gibbons & Co 1989 bei der aufsehenerregenden großen Werkausstellung der englischen Comics im südwestfranzösischen Angoulême. Die ZuschauerInnen wandelten seinerzeit durch einen nachgebauten Calais-Dover-Kanal, zwischen sehenswerten Exponaten aus dem United Kingdom tropfte es authentisch von der imaginären Kanaldecke herunter...
Ebenfalls 65. beging die Französin Florence Cestac (geboren 18.Juli 1949): Für ihr "Les vieux copains pleins de pépins" (dt. Harry Mickson - auf der Suche nach dem verlorenen Freund), Ehapa) erhielt Cestac den Humorpreis des Comicfestivals zu Angoulême 1989. Sie zeichnet und schreibt vorwiegend für Kinder und Jugendliche, machte aber immer wieder auch Ausflüge in die Welt der Erwachsenen.
Gemeinsam mit Etienne Robial hob sie 1972 den Buchladen Futuropolis aus der Taufe, aus dem 1974 der gleichnamige Avantgarde-Comicverlag erwuchs.Ihre Figur des "Harry Mickson" geriet denn auch zum Talisman des Verlags.
Der US-Comiczeichner und -autor Jim Starlin (geboren 9.Oktober 1949) gehört zu den bedeutenden Vertretern des US-Superheldengenres - ganz in der Tradition eines Jacky Kirby und Steve Ditko: Starlin hinterließ seine Spuren mit Blick auf Spiderman, aber auch in bezug auf "Batman" (Starlin war es, der Robin "sterben" ließ) oder den "Silver Surfer".
Gleichfalls 65. Geburtstag zelebrierte in 2014 der neuseeländische Comic-Zeichner (geboren 31. Oktober 1949) Colin Wilson, der vor allem als Zeichner der Jugendabenteuer der Westernserie "Leutnant Blueberry" (Text: Jean-Michel Charlier) in Erinnerung ist - und zuletzt an "Star Wars"-Comics arbeitete.
Am 9. November 1949 erblickte der Zeichner François Dermaut das Licht der Welt: Von 1982 an zeichnete er den Geschichtscomic "Les Chemins de Malefosse" (Glénat) nach einem Szenario von Texter Daniel Bardet. Im Blickpunkt: Der Religionskrieg im Frankreich des 16. Jahrhunderts, zu Zeiten König Heinrich IV. Deutsch erschien die Albenreihe bei Ehapa-Feest unter dem Titel "Malefosse der Söldner". Zudem schuf Dermaut die zeitlich vorher angesiedelte, in deutschen Geschichtslanden spielende Alben-Serie "Malefosse" (Text: Xavier Gelot).
Posthum beging 2014 der französische Comic-Künstler und –szenarist Philippe Bertrand seinen 65. Geburtstag (geboren 21.April 1949), der sich insbesondere mit seinen elegant-"new wave"-artigen, künstlerischen Erotikcomics für Erwachsene einen Namen machte ("Linda aime l'Art"). Bertrand starb nach schwerer Krankheit am 16. Mai 2010.
Ebenfalls 65. beging der franko-kanadische Comic-Zeichner, -autor und -pionier Pierre Fournier (geboren 1949): Er schuf 1973 die flippige Satire-Superheldenpersiflage "Les Aventures de Capitaine Kébec" um den gleichnamigen vollbärtigen Helden im Flower-Power-Stil, war Inker für Marvel Comics und arbeitete für die kanadische Ausgabe des Satiremagazins "Mad". 1974 kuratierte er die Wanderausstellung "Quebécomics". Er war Gründungspräsident der Association of des Créateurs et des Intervenants de la Bande Dessinée" in Montréal. Fournier nahm für sein Lebenswerk als erster franko-kandadischer Comic-Künstler den Prix Albert Chartier entgegen.
Am 21.Mai 2014 zelebrierte Werner Golen seinen 65.: Der belgische Comic-Zeichner ist besser bekannt unter seinem Alter Ego Griffo. Seine polit-futuristische SF-Serie S.O.S.Bonheur (dt. "Verbotenes Glück") erschien von 1984 an. Texter war der Star-Szenarist Jean van Hamme. Zwei Jahre später folgte Beatifica Blues (mit Texter Jean Dufaux). Eine langjährige Reihe bildete sodann der Geschichtscomic um Ränkespiele im Rokoko, Giacomo C. (ebenfalls mit Jean Dufaux als Texter, dt. bei comicplus). Es folgen "Samba Bugatti" sowie - diesmal mit Texter Patrick Cothias - "Dschinghis Khan" und - dt. beim Finix Verlag" - der in der Vorphase der Französischen Revolution spielende Historiencomic "Petit Miracle" (dt. Kleines Wunder), geschrieben von der jungen Texterin Valérie Mangin.
Ferner erscheint 1949 das allererste Lucky Luke-Album des belgischen
Comic-Zeichners Morris (alias Maurice de Bevère; 1923-2001; drei Jahre nach Debüt der 1.Story dieses humoristischen Westerncomic-Klassikers 1946 im "Spirou Almanach"). "Lucky
Luke" geriet zu einem der erfolgreichsten frankobelgischen Humorcomics aller Zeiten und einer gelungenen Westerncomic-Satire (von 1955-1977 mit Text des legendären Asterix-Texters René Goscinny).
In Deutschland erreichte der Mann, der schneller schießt, als sein Schatten, eine Bestseller-Auflage von 30 Milionen Exemplaren.
Dito ein 65er: Der englische Comic-Künstler Barry Windsor-Smith, geboren am
25.Mai 1949, der 1975 mit Mike Kaluta, Jeff Jones und Berni Wrightson die Manhattan-Künstlerkolonie "The Studio" kreierte. Er arbeitete seit den 1970er Jahren insbesondere für die
Marvel-Superheldencomics (u.a. "Red Sonja"). Bemerkenswert geriet sein "Conan the Barbarian" für die gleichnamige Marvel-Comicheftserie von 1970 bis 1973.
Am 6. März 1949, vor 65 Jahren, stirbt Dänemarks genialer Multikünstler Robert
Storm Petersen, genannt Storm P. (1882-1949). Er nimmt eine ähnliche Bedeutung für Dänemark ein wie Wilhelm Busch, Loriot und Manfred Schmidt. Storm P. war Schauspieler, Varietékünstler,
Maler, Cartoonist und Kabarettist. Seine beiden bekanntesten Comic-Figuren hießen "Peter og Ping" - der gemütlich-barocke Peter mit Melone, Zigarre und Fliege und sein Pinguin Ping. Die Serie
erschien erstmals unter dem Titel "Peter Vimmelskaft" am 8. März 1922 in der dänischen Boulevardzeitung "B.T.", deren Auflage darob stark anstieg - und geriet zu einem enormen Publikumserfolg
(auch international: Der Comic erschien auch zu Zeiten der Weimarer Republik auf Deutsch). Im Laufe von 27 Jahren erschienen über 8.000 Peter und Ping-Strips. Bereits am 7. März 1913
startete Storm P. den populären Pantomime-Strip "De tre smaa maend og nummermanden" (Die drei kleinen Männchen und der Nummermann") - die drei skurrilen, Zylinderhut-tragenden
Strichmännchen fanden sogar Eingang in Zeichentrickfilme, die Storm P. von 1917 an mit seiner eigenen Produktionsfirma herstellte - auch in diesem Bereich eine Pionier, der seiner Zeit weit
voraus war. 1977 wurde das Storm P. Museum im Kopenhagener Stadtteil Frederiksberg eröffnet, das nicht nur das Lebenswerk des Künstlers hütet und präsentiert, sondern auch andere Cartoon- und
Comic-Kunst in Wechselausastellungen darbietet - 2014 z.B. eine Schau über die dänische Erfolgsserie "Rasmus Klump" (dt. Petzi). Auch der dänische Comic-Oskar, der Ping-Preis, ehrt den Altmeister
und dessen populären Urcomic von 1922.
In den 1980er Jahren sorgte der Genfer Zeichner Ab'Aigre (Pseudonym für
Pascal Habegger) mit seiner Silhouettengrafik für Aufsehen: Von 1980 an schuf er für Glénats Magazin "Circus" den Comic "La route des Goélands". Bei Carlsen erschienen 1985/86 drei Alben unter
dem Titel "Der Flug der Möwen". In der Edition Moderne die Kurzgeschichten-Anthologie "Trugbilder". Geboren am 22.September 1949, starb am 20,. Oktober 2006, Ab'Aigre, der für seine Arbeiten
mehrfach preisgekrönt wurde, im Alter von nur 57 Jahren.
2014 feierte etliche 60er ihr besonderes rundes Comic-Jubiläum: 60 Jahre alt werden 2014: So
etwa der französische Comic-Zeichner und Satiriker Daniel Goosens, geboren am 16.Mai 1954, einer der herausragenden Mitarbeiter der Gotlib-Zeitschrift "Fluide Glacial" seit 1977.
Er erwies sich dabei als ein Meister des absurden Humors. Auf deutsch erschienen etliche seiner Kurzgeschichten im Volksverlag und im Magazin "U-Comix". Goosens erhielt 1997 den Grand Prix des
Comic-Festivals von Angoulême für sein Lebenswerk.
Der französische Comic-Texter Yann, eigentlich Yann Lepennetier (Zweitpseudonym Balac) feierte ebenfalls seinen 60. (geboren 25.Mai 1954 in Marseille):Er arbeitete als Comic-Texter für Didier Conrad (etwa für die Comic-Serie "Bob Marone"), textete den 1848er Geschichtscomic "Sambre" (für Zeichner Yslaire), fertigte das Drehbuch für Yves Chalands "Freddy Lombard" und für Frank Le Gall den Comic "Yoyo", mischte aber auch bei Remakes von Comic-Klassikern wie "Spirou" und "Lucky Luke" mit.
Der französische Comic-Zeichner Christian Rossi (geboren 31.Dezember 1954)
wurde 60 - er machte durch gekonnte Westerncomic-Serien von sich reden, etwa "Le Chariot des Thespis" (Der Planwagen des Thespis, mit Texter Philippe Bonifay), mit dem Comicroman "Die Verwirrung
des Julius Antoine" (dt. bei Carlsen) und den Westerncomic "Jim Cutlass", den Rossi von Jean Giraud übernahm. Zuletzt sorgte Rosi mit dem zu Anfang des 20. Jahrhundert spielenden
Präsidenten-Thriller "W.E.S.T." (Weird Enforcement Special Teams) für Aufsehen.
Ohne ihn hätte es wohl kaum die Manga-Welle in Europa gegeben: Katsuhiro Otomo, geboren 14. April 1954 vor 60 Jahren, und Schöpfer der japanischen postatomaren, zwischen 1982 und 1990 veröffentlichten SF-Manga-Saga „Akira“ gehört heute zu den Meilensteinen der Comic-Geschichte: Grafisch, erzählerisch und inszenatorisch. 1989 löste die Begeisterung für die "Akira"-Comics und den "Akira"-Zeichentrickfilm (Anime) jene Manga-Welle in Europa aus, die bis heute anhält. Deutsch erschien "Akira" beim Carlsen Verlag. Ebenfalls 60. Feiern Jean-Pierre Gibrat (geboren 17. April 1954), der mit einer elegant-realistischen Coleur Directe-Grafik imponiert und in seinen Autorencomics immer wieder historische Stoffe aufgreift wie in "Matteo" (1.Weltkrieg) oder "Von Dieben und Denunzianten" und im preisgekröntem Zyklus "Der Aufschub" (die Zeit der deutschen Besatzung in der Nazi-Zeit, während des Zweiten Weltkriegs und zur Zeit der Résistance).
Ebenfalls 60. feierte der am 24. Januar 1954 in Brescia geborene große Italienische
Comic-Künstler Lorenzo Mattoti: Er schuf farbgewaltige, aber auch schwarz-weiß gehaltene Comic-Kunstwerke im expressionistischen Stil wie "Feuer", "Der Mann am Fenster" oder "Dr.
Jekyll and Mr Hyde" - heimste zahlreiche Preise ein, 2012 den Erlanger Max-und-Moritz-Preis für sein Lebenswerk.
Regelrecht Kult war seine Serie "Inspector Canardo" in den 1980ern - die Film Noir- und Disney-Persiflage um eine depressive Detektiv-Ente im Trenchcoat, die von 1978 an in "A Suivre" erschien. Geschaffen hatte sie der belgische Comic-Zeichner Benoit Sokal, geboren am 28.Juni 1954 in Brüssel. Seit 1981 erschienen sage und schreibe 23 Alben.
1954 war aber auch die Geburtsstunde der bekannten Patomimeserie „Max“ (im Original Max, l'explorateur). Schöpfer war der Exil-Belgier Bara (eigentlich Guy Herzog), der 1923 im lettischen Liga geboren und 2003 in Marseille starb. Baras "Max" geriet zum internationalen Erfolg, erschien anfangs im "France-Soir" und später auf deutsch bei Kauka und in "Zack".
Vor 60 Jahren debütierte auch Abenteuer- und Piloten/Fliegercomicserie „Dan
Cooper“ 1954 im Magazin "Tintin", geschaffen durch deen belgischen Comic-Veteranen Albert Weinberg (1922-2011), der, was Wenige wissen, aus der Schule des großen
Tintin/Tim und Struppi-Altmeisters Hergé hervorging. Die Geschichten um den kanadischen Militärpiloten Dan Cooper erfreuten sich in den 1970er Jahren auch in der westdeutschen Bundesrepublik in
der Zeitschrift "Zack" großer Beliebtheit.Zu Beginn seiner Laufbahn war Weinberg zudem als Assistent Victor Hubinons tätig, für dessen ungleich ultrakonservativere Kalte Kriegs-Comicserie "Buck
Danny" (dt. Rex Danny).
Einer besten Westerncomics aller Zeiten feierte vor 60 Jahren im Magazin "Spirou" Premiere: Joseph Gillains alias Jijés „Jerry Spring“, lange Zeit Vorbild für alle Westernserien, die danach kamen, nicht zuletzt inspirierte Jijés vom Zeichenstil Milton Caniffs inspiriertes Wirken den jungen Jean Giraud (Leutnant Blueberry).
Ebenfalls 60. beging 2014 der Belgier Philippe Foerster, geboren am 13.August 1954: Seine Satire-Comics erscheinen seit 1979 regelmäßig im Marcel Gotlibs Magazin "Fluide Glacial" und hierzulande in "U-Comix".
Ein 60er wurde auch der US-Comiczeichner und -texter Terry Moore (geboren
19.November 1954), der mit seiner zwischen 1993 und 1997 erschienenen Serie "Strangers in Paradise" inszenatorisch und inhaltlich neue Wege ging - Themen wie Alkohol, politische Verschwörung,
Partnerschaft und Gewalt ansprach. Moores "Stranger in Paradise" erscheinen nun auf Deutsch im Verlag Schreiber & Leser.
Am 15. Februar 1954 feierte auch Matt Groening (USA) sein Wiegenfest, später
weltberühmt durch seine multimedial, auch in Cokmicform verwertete Serie "The Simpsons".
1954 war aber auch das Todesjahr des Zeitungscomic-Art Deco-Altmeisters George
McManus (USA): George McManus (* 23. Januar 1884 in St. Louis, Missouri; † 22. Oktober 1954 in Santa Monica, Kalifornien) schuf mit dem Comicstrip „Bringing Up Father“
einen absoluten Meilenstein der Gattung Comic.McManus Art Deco-Zeichenstil übte starken Einfluß aus auf Zeichner wie Hergé ("Tintin" / Tim und Struppi) und Joost Swarte ("Modern
Art").
Die realistisch gezeichnete Zeitungscomic-Serie "Detektiv Schmidtchen" erschien erstmals vor 60 Jahren, 1954, in der "Bild"-Zeitung. Zeichner war F.W. (Friedrich-Wilhelm) Richter-Johnsen, der später auch mit der Amazonas-Abenteuercomic-Serie "Taro" (von 1959-1968 im "stern", Text: stammte vom Schriftsteller Fritz Raab, der 2015 posthum seinen 90.Geburtstag begeht) brillierte. "Detektiv Schmidtchen" kam bis 1962 heraus.
Ulf Harten - Jahrgang 1954 - feierte ebenfalls 60. - von ihm erschien 1990
im Carlsen Verlag die Großstadt-Comicsatire "Das Seegurkenprinzip".
1954 ist aber auch das annus horribilis, in dem - im
Zuge der McCarthy-Ära - der berühmt-berüchtigte Comics Code in Gang gesetzt wurde - zu deutsch: Comic-Zensur geübt wurde. Ausgangspunkt der Hexenjagd auf Comics ist das Buch des
eigentlich liberalen Psychoanalytikers Frederic Werthams „The Seduction oft the Innocent“ (Die Verfolgung der Unschuldigen), das 1954, vor 60 Jahren, erscheint. Die Hexenjagd auf
Comics schwappt von den USA nach Westeuropa rüber, erfaßt auch die westdeutsche Bundesrepublik. Es erscheinen Publikationen mit Titeln wie "Der Giftstrom der Comic Books", "Das Esperanto der
deutschen Jugend", "Vom Comic-Leser zum Mörder". Wenige Jahre nach 1933 brennen auf westdeutschen Schulhöfen wieder Druckerzeugnisse - diesmal Comics, ohne dass in jenen bleiernen Jahren jemand
daran Anstoß nimmt.
Der deutsche Comic-Zeichner, ICOM-Tausendsassa (seit 1995
Vorsitzender dieser Zunft für Comic-ZeichnerInnen in Deutschland) und langjährige Herausgeber des ICOM-Comic Jahrbuchs
Burkhard Ihme beging 2014 (24.März 1954 geboren) seinen 60. Seine Comic-Figur "Reino" erschien erstmals 1975. Später wurde aus diesem Musikcomic eine Comic-Persiflage auf
frankobelgische Ligne Claire-Abenteuercomics. Insgesamt sind sechs reguläre
Alben und der Sonderband "Zwanzig Jahre Peinlichkeit" mit kleineren Arbeiten aus Musikmagazinen erschienen. Als Motor des ICOM-Independent-Preises machte Ihme sich zudem als Talentförderer der
deutschsprachigen Nachwuchsszene verdient.
Ebenfalls 60. beging Michel Kichka, Jahrgang 1954, eigentlich in Belgien geboren, aber seit
1974 in seiner Wahl-Heimat Israel lebend. Zuletzt machte er mit seinem autobiografischen Holocaaustcomic "Zweite Generation. Was ich meinem Vater nie gesagt habe" (Egmont Graphic Novel) auch
hierzulande von sich reden.
Immmerhin ein halbes Jahrhundert, fünfzig Jahre, feiern diverse 1964er (immerhin der geburtenstärkste Jahrgang in Deutschland nach 1945): 1964, vor 50 Jahren, startete ein französischer SF-Comicklassiker der anderen und besonderen Art, "Die Schiffbrüchigen der Zeit" (Les Naufragés du temps), gezeichnet von Zeichner Paul Gillon (1926-2011) und getextet von Autor Jean-Claude Forest. Premiere der Abenteuer des Paars Christopher Cavallieri und der attraktiven Valérie Haurèle, die nach 1.000 Jahren aus dem Tiefschlaf erwachen, war 1964/65 im Magazin "Chouchou". Danach war erst einmal Sendepause, ehe das Duo Gillon/Forest die Schiffbrüchigen 1974 im "France-Soir" wiederaufleben ließen. Von 1977 bis 1989 lief dieser SF-Comic in "Métal Hurlant" weiter, ab Band 5 schrieb Gillon das Szenario selbst.
1964 erschien auch die im Ligne Claire-Stil gehaltene Comic-Serie "Die Vier" (frz. "Les 4 As") von Francois Craenhals (1926-2004) und Georges Chaulet (1931-2012). Die Serie erscheint auch nach dem Tod der beiden Urheber, die damit ihre eigenen Jugendroman-Idee in einen Comic verwandelten, bis heute weiter. Von den "Vieren" gibt es mittlerweile 43 Alben. Nur ein Teil davon erschien auf Deutsch (Carlsen, Schreiber und Leser). Das erste Carlsen-Album "Die Vier und die Seeschlange oder Das überraschende Ende einer Schatzsuche" gehörte zu den besten Geschichten dieser Serie.
Ein weiterer 1964er: Emmanuel Guibert wird 50, bekannt für politisch-journalistische Comic-Reportagen und ungewöhnliche Comic-Erzählungen, wie "Brune", “Alan’s Krieg”, “Reisen zu den Roma” oder der preisgekrönte Doku-Comic über die Erlebnisse des Fotografen Lefèvre im Afghanisch-Sowjetrussischen Krieg (zusammen mit Didier Lefèvre und Didier Lemercier) , aber auch Alans Kindheit (über Alan Copes Kalifornien-Adoleszenz in den 1930er Jahren) und "L'Olives Noires" (Schwarze Oliven, zus. mit Joann Sfar).
Jahrgangskollege ist ein anderer französischer Vertreter der Gründer-Generation des Avantgarde-Comicverlags “L’Association”, Lewis Trondheim, geboren am 11. Dezember 1964, dessen Zeichenstil seit den 1990er Jahren auch bei uns mit Arbeiten wie die "Haarsträubenden Abenteuer des Herrn Hase" (in denen Trondheims Sinn für absurd-absonderlichen Humor zur Geltung kam und verspielt-skurrile Semifunny-Grafik), "Donjon" oder "Die Fliege" Furore machte.2006 erhielt Trondheim den Grand Prix der Stadt Angoulême für sein Gesamtwerk.
Zwei international reüssierende Comic-Künstler sind auch mit von der 64er-Partie: Der Däne Teddy Kristiansen (geboren 1964), der sich als Superheldencomic-Zeichner (mit Arbeiten wie der gelungenen, mit dem Eisner Award prämierten Superman-Story "It's a Bird" (Text: Steven T. Seagle) einen Namen machte, aber mit einer Geschichte für Neil Gaiman's "The Sandman" ("The Kindly Ones"). In Dänemark erschien zudem die lesenswerte "Superman og fredsbomben" (Superman und die die Friedensbombe). Der dänische Comic-Zeichner und Kristiansen-Landsmann Ole Comoll Christensen feierte ebenfalls seinen 50. in 2014: Gemeinsam erlangte mit der Figur des Zeitreise-Detetektivs Clement Skunk Petersen in seiner SF- und Detektivcomicserie "Der Dimensionsdetektiv" auch Bekanntheit in deutschen Landen. Das 4. Album erschien 2010 im dänischen Cobolt Verlag, der in Dänemark das Erbe des Carlsen Verlags übernomen hat. Texter der Serie "Dimensionsdetektiv" war Niels Søndergaard.
Sein 50. Wiegenfest feierte auch Henrik Rehr - ebenfalls einer der
herausragenden dänischen Comic-Zeichner (geboren 28.Oktober 1964), der seit 1992 mit seiner Familie in New York lebt. Er zeichnete den fünfbändigen Comic-Zyklus "Danmark besat" (dt. bei Carlsen
"Zeit der Abrechnung") über die deutsche Besatzung Dänemarks unterm Hakenkreuz und dem Regime des SS-Täters Werner Best. Seine beiden Nine Eleven-Graphic Novels "Tirsdag" (dienstag) und "Tribeca
Sunset" gehören - autobiografisch inspiriert - zum Besten, was zum Anschlag auf die New Yorker Twin Towers aus der Feder eines Europäers erschien. 2014 sorgte er - zum 100. Jahrestag des Beginns
des 1.Weltkriegs - mit dem gelungenen historisch-biografischen Comic-Roman über den serbischen Attentäter von Sarajevo, Gavrilo Princip erneut für Aufsehen - grafisch wie erzählerisch (Rezension
im COMICOSKOP folgt in Bälde).
Ebenfalls 50 Lenze wurden "Mosaik"-, "Abrafaxe"- und "Ritter Runkel"-Zeichner Ulf S. Graupner (zudem Zeichner für den Sparkassencomic "Knax"), geboren 26. Dezember 1964, aber auch Jan Suski (geboren 28.Oktober 1964 in Wittenberg), der nicht nur mit Mosaik-Fanzeichnungen von sich reden machte, sondern zuletzt auch mit dem inzwischen fünf Alben umfassenden Semifunny-Comic "Luzian Engelhardt" (Text: Dirk Seliger, Epsilon Verlag).
Am 4. April 2014 feierte Deutschlands Disney-Virtuose Ulrich Schröder 50. Geburtstag: Seit 1989 arbeitete er als Freelancer für Disney, war jahrelang Art Supervisor für Disney in Paris, zeichnete mit Daan Jippes die Donald Zeitungscomics für die Niederlande und Goofy Comics für Dänemark, immer wieder Cover für die deutsche Micky Maus. Zu seinen besten "micky Maus"-Comicgeschichten gehört "Runaway Brain".
Der deutsche Independent-Comix-Zeichner Wittek, geboren 17.November 1964, beging 2014 seinen 50. - seine bizarren Independent-Comicsw wie etwa die SPIEGEL-ONLINE-Serie "Dr. Hirnhardt" - um redende Klonböcke und verrückte Wissenschaftler, aber auch die von 1998 an beim Zwerchfell Verlag erscheinende, bisher fünfbändige Serie Bizarr Bazar gerieten zu seinem Markenzeichen. Von 2000 bis 2006 war Wittek zudem Vorsitzender der Initiative Comic Kunst e.V. (kurz INC.) und organisierte das in Hamburg jährlich stattfindende Comic-Independent-Festival Heftich.
Am 16.August 1964 geboren und damit - unglaublich! - auch 50, ist Eckart Breitschuh (geboren
in Karlsruhe, aufgewachsen in Darmstadt): 1992 bis 1995 schuf er fünf Bände für den Lindenstraßen-Comic zur gleichnamigen Fernsehserie (Carlsen), 1997 folgten Irma Corridor - Kannibalen auf der Reeperbahn (als Comic-Texter frür den Zwerchfell-Verlag) und 1998 der vierbändige Krimi-Comic "Wanda
Caramba" im Comic Book-Format.
Der deutsche, 1964 in Stuttgart geborene Comic-Zeichner Martin Frei ist seit 1984, seit 30 Jahren, eine feste Größe auf dem bundesdeutschen Comic-Markt: Mit Alben und Serien wie dem Schimanski-Comic "Zweierlei Blut" (Ehapa), GREGOR KA (comicplus+), SUPERBABE (Carlsen Comics), Kommissar Eisele und der Fantasycomic ASANGHIA (Epsilon). Frei zeichnet auch u.a. für die deutsche Ausgabe des Satiremagazins MAD oder den "Promi-Newsflash". Seine Graphic Novel "Laternjack" (Panini Verlag) um die unheimliche Legende des Jack O'Leary, der sich mit dem Teufel anlegt und zum Symbolträger des heutigen Halloween wird, dem schaurig leuchtenden Kürbiskopf, bekam den 2.Preis des Costa Brava-Comicfestivals 2012.
Ebenfalls 50er wurde Jim Lee, geboren am 11,. August 1964 in Seoul (Südkorea), inzwischen
schon zu Lebzeiten legendärer US-Superhelden-Comiczeichner und -verleger. Für Marvel schuf Lee zusammen mit Texter Chris Claremont die Superhelden-Version der "X-Men", die zum enormen
PÖublikums- und Bestsellererfolgt geriet. Später gründete Jim Lee seinen eigenen Verlasg Image. Hier entstand u.a. die Serie WildC.A.T.S. Für Marvel folgte hernach die Arbeit an den Fantastic
Four und Iron Man. 2003 sorgte Jim Lee mit seinem selbst gezeichneten, brillanten Batman-Zyklus "Hush" (Text: Jepoh Loeb) für Furore.
Zwei Comic-Klassiker sind ebenfalls 50er Jubilare: Zum einen der Superhelden-Klassiker “Daredevil“ (alias dem Anwalt Matthew Michael Murdock), der Mann ohne Furcht, erblindet durch einen radioaktivitätsverseuchten LKW-Unfall, einer im Reigen des Marvel-Superhero-Universums. Daredevil erschien erstmals 1964, getextet von Marvel-Ikone Stan Lee, gezeichnet von Bill Everett. Später übernahm der bekanntere Gene Colan die Zeichenarbeit. Und Frank Miller sorgte in den 1980ern für eine Rundumerneuerung der Figur.
Zum anderen gehört nun auch die argentinische Comic-Göre „Mafalda“ des Zeichners Quino (geb. 17.Juli 1932), die erstmals 1964 erschien, in den erlauchten Club der 50er.Im Blickpunkt des international ungemein erfolgreichen Zeitungscomics steht das gleichnamige, altkluge Mädchen Mafalda. Mafalda erschien erstmals am 29. September 1964 als Zeitungscomic in der Wochenzeitschrift Primera Plana. Vom 9. März 1965 an wurde Quinos Welterfolg täglich in der argentinischen Zeitung El Mundo gedruckt, erschien in über 26 Sprachen. Mafalda vermittelte Werte wie Demokratie, Menschenrechte, Weltfrieden und Gerechtigkeit. Die Serie endete 1973, wäre wohl unter der brutalen Militärjunta unter die Räder gekommen. 2009 wurde eine lebensgroße Mafalda-Statue in Buenos Aires eingeweiht.
Bei DC in den USA gaben 1964 die “Teen Titans” ihr Premieren-Stelldichein – mit Figuren wie Aqualad, Kid Flash, Robin, und Wonder Girl.
„Barbarella“ von Jean-Claude Forest erschien 1964 erstmals in Albenfassung. im Verlag Le
Terrain Vague Eric Losfelds. 1968 wurde der Forest-Comic mit Jane Fonda in der Kino-Hauptrolle erfolgreich verfilmt.
Jean-Christophe Menu, geboren 1964, gehörte - neben David B. und Lewis Trondheim - 1990 zu den Gründervätern des französischen Autorenverlags L'Association. Auch er wurde 2014 fünfzig Jahre alt.
Der französische Kindercomic-Zeichner und -illustrator Émile Bravo, geboren am 18.September 1964, zeigt, dass Kindercomics Qualität haben können: Bravourös stellte er dies mit Werken wie
Aleksis Strogonov, Pauls fantastische Abenteuer (Carlsen),
"Ma maman est en Amérique, elle a rencontré Buffalo Bill" (dt. Meine Mutter ist in Amerika und hat Buffalo Bill getroffen) und nicht zuletzt mit dem Spirou und Fantasio Spezial: Porträt eines Helden als junger Tor unter Beweis.
Ebenfalls ein halbes Jahrhundert voll hat nun der französische, in am 16. August 1964
geborene Comic-Zeichner Jean-Luc Loyer voll: Mit historisch-gesellschaftskritischen Arbeiten wie "Sang Noir, la catastrophe de Courrières (erschienen bei Futuropolis, 2013) über ein
authentisches Minengrubenunglück von 1906 im Tardi-Zeichenstil legte Loyer beachtliche Comic-Arbeiten vor.
1964 war aber auch das Todesjahr zweier namhafter Comic-Koryphäen: zum einen von Cliff
Sterett (Jahrgang 1883) am 28.Dezember 1964, dessen Urcomic-Funny-Klassiker „Polly and her Pals“ von 1912 bis 1958 erschien und dank seines artifiziellen,
kubistisch-surrealistisch-expressionistisch daherkommenden Zeichenstils zu den Leitsternen der Comic-Frühgeschichte gehört; zum anderen starb vor 50 Jahren, am 28. Dezember 1964,
ebenso wie der italienische Viel-und Traditions-Zeichner Antonio Rubino (geboren 1880, gestorben am 1. Juli 1964). Zu seinen bekanntesten Comic-Figuren gehören "Quadratino", die im Kindermagazin "Il Corriere dei Piccoli" von1910 bis 1911 erschien. Ferner
reüssierte Rubino mit der Comic-Figur "Italino", ebenfalls in seinem Hausblatt "Il Corriere dei Piccoli" veröffentlicht: Von 1915 bis 1919 zog er in diesen deutlich patriotischen Humorcomics den
österreichisch-ungarischen K.U.K.-Erzfeind mit der Figur des "Kartoffel Otto" kräftig durch den Kakao.
1974, vor 40 Jahren, ging der erste internationale Comic-Salon im
südwestfranzösischen Angoulême über die Bühne. Was damals begann, gilt heute als das mit Abstand führende, größte und bedeutendste Comic-Festival in Europa, als Mekka der neunten Kunst
oder auch als das „Cannes der Comics“.Mit jährlich über 200.000 BesucherInnen immer Ende Januar eines jeden Jahres, einem facetenreichen Festivalprogramm und der europaweit Maßstäbe setzenden
Preisverleihungt des Prix Alph'Art (Alpha Kunst-Preises, benannt nach Hergés letztem, unvollendet gebliebenem Tintin/Tim und Struppi-Album; früher hieß der Preis "Prix Alfred", nach dem Pinguin
in Alain Saint-Ogans Comic-Klassiker "Zig et Puce").
Der französische Comic-Zeichner René Pétillon schuf 1974 seinen
Möchtegern-Privatdetektiv "Jack Palmer" fürs Magazin "Pilote", der seither in Frankreich einen festen Platz im Comic-Zenit einnimmt. Die Detektiv-Satire und -persiflage erschien
seither mit 13 Alben. 1989 erhielt Pétillon zudem den Grand Prix der Stadt Angoulême für sein Oeuvre.
Gérard Lauziers Erotikcomic-Klassiker "Les Sextraordinaires Aventures de Zizi et
Peter Panpan"(zu dt. Die außergewöhnlichen Abenteuer von Zizi und Peter Panpan, Volksverlag) erschienen 1974 im Fahrwasser der französischen 68er Sexuellen Revolution. Im Blickpunkt
steht das gleichnamige Paar auf der Suche nach dem totalen Orgasmus. Wissenschaftlich abgesichert, versteht sich. Der Comic erschien im französischen Herren-Erotikmagazin "Lui" und später bei
Glénat als Album.
Die Comic-Figuren „Wolverine“, „The Punisher“ und
„Papyrus“ erblickten, wen wundert’s, in einem Jahr des Tigers (1974 war ein solches!) das Licht der Welt. Auch der Verlag, der mit Métal Hurlant eine
Comic-Kulturrevolution in Gang setzte, ist ein 1974er Gewächs: Les Humanoïdes associés mit Jean Giraud (alias Moebius), Jean-Pierre Dionnet, Philippe Druillet und Bernard Farkas ersannen ihr
innovativ-revolutionäres Kind im Dezember 1974, Heft eins erschien sodann im Januar 1975.
1974 erschien zudem die Comic-Politsatire "Bernie der Milliardenflipper" gezeichnet von Mali und Werner, geschrieben von einem sich verschämt hinter dem schützenden Pseudonym Giorgio Pellizzi versteckenden Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger.
1974 war zudem das Geburtsjahr der realistisch gezeichneten Westerncomic-Serie
"Jonathan Cartland" (Zeichnungen: Michel Blanc-Dumont, Jg. 1948, Texterin: Laurence Harlé, 1949-2005). Der Westernklassiker erschien bis 1995
und brachte es auf zehn Alben.
Am 14. August 1974 wurde der Schweizer Frederik Peeters in Genf geboren: Der machte durch unter die Haut gehende Comic-Stoffe von sich reden, etwa der autobiografischen Comic-Novelle Pillules bleues (Blaue Pillen), in der Peeters seine Erfahrungen in der Liebesbeziehung mit einer HIV-infizierten Frau schildert. Dieser preisgekrönte Comic kam auch ins Kino. Mit Pierre Wazem (Text) schuf er zudem den sechsbändigen Zyklus "Koma" I(dt. bei Reprodukt, Berlin) - ein wunderbar gezeichneter und inszenierter Comic zwischen Poesie und Science Fiction. Peeters arbeitete für den Genfer Verlag Atrabile, für den französischen Avantgarde-Comicverlag L´Association und den Verlag Les Humanoides Associés.
Auch der französische Avantgarde-Verlag Futuropolis publizierte 1974 sein allererstes Comic-Buche („Patamousse“ aus der Feder des großartigen Calvo), die Zeitschriften-Legende „Pilote“ mutierte zur Monatszeitschrift. Der französische Zeichner Mathieu Sapin (geboren am 17.Oktober 1974 in Dijon) feierte 2014 sein 40jähriges Wiegenfest. Sapin steht für nicht zuletzt politische Comic-Satire ("Vive la politique!"). In die ewigen Comic-Jagdgründe ging der große Alain Saint-Ogan (gestorben am 25. Juni 1974), dessen Comic-Klassiker "Zig et Puce" (1925-1954, später durch Greg eine Weile lang wiederbelebt) ähnlich großen Einfluß auf Generationen von Französinnen und Franzosen hatte wie "Bécassine" und natürlich Hergés "Tintin" (dt. Tim und Struppi). Saint-Ogan war jedoch ein Kind des französischen Kolonialismus, für den er grafisch Werbung machte. Am 21. September 1974 verstarb die italienische Comic-Legende Rino Albertarelli (geb. 1908), dessen häufig realistisch gehaltenen Abenteuerserien italienische Comic-Geschichte schrieben. Albertarellis bekannteste Arbeiten:'Kit Carson', 'Gino e Gianni', 'Baghongi il Pagliaccio' ('Baghongi der Clown'), 'Il Dottor Faust', 'Mefistofele', 'Un Gentiluomo di 16 Anni', und 'Gioietta Portafortuna'.
(James) Jimmy Swinnerton geboren 1875) starb am 11. September 1974. Er schuf
mit dem Humor-Zeitungscomic "Little Jimmy" (Premiere: am 14. Februar 1904) einen der langlebigsten Zeitungscomics der US-Geschichte um einen zerstreuten Jungen, der ständig alles vergisst und so
in die Bredouille gerät.
Cover: (c) Dargaud/Volksverlag
Im Januar 1984 wurde in Frankreich die ACBD (Association des
Critiques et journalistes de Bande Dessinée) ins Leben gerufen, um die (fundierte) Comic-Berichterstattung in den Medien zu fördern und all diejenigen zu vernetzen, die comic-journalistisch tätig
sind. Er gehört zu den größten Talenten der neuen französischen Comic-Generation: Bastien Vivès, geboren am 11. Februar 1984, feierte 2014 seinen 30. Geburtstag. Mit grafisch und erzählerisch Arbeiten wie "Der
Geschmack nach Chlor", "Polina" oder "In meinen Augen" oder "Imperium" hat Vivès sich im Nu in die vorderste Reihe der Comic-Könner katapultiert.
Christian Gasser lobte in der Neue Zürcher Zeitung: “Bastien Vivès ist das grosse Talent des französischen Comics, der erste Star einer neuen Generation nach Joann Sfar, Christophe Blain und
Lewis Trondheim.”
Am 24. Juli 1984, vor 30 Jahren, starb der deutsche Comic-Zeichner Bob Heinz (eigtl.
Wilhelm Hermann Heinz; geboren 25. Januar 1923). Er gehörte in den 1950er Jahren zu den
westdeutschen Comic-Größen. Für den Lehning-Verlag entstanden Serien wie "Jan Maat" und "Alf".
Der Österreicher Chris
Scheuer wird erster Hauptpreisträger des Max und Moritz-Preises 1984 - auf dem ersten Erlanger Comic-Salon.
Die beiden Comic-Periodika „Strapazin“ (Schweiz/Deutschland) und das Fachblatt „Reddition“ begannen vor drei Dekaden ihre nun, 2014, 30 Jahre währende Ära.
Vor 30 Jahren fand – damals noch in Westdeutschland – der erste Internationale Comic-Salon Erlangen statt: Was vor 30 Jahren begann, avancierte bald vom Familientreff der Comic-Szene im Fränkischen zur gesamtdeutschen Comicfestival-Nummer Eins, die Hugenotten- und Universitätsstadt Erlangen (trotz scharfer Konkurrenz) zur unumstrittenen Comic-Hauptstadt in deutschen Landen.
Die berühmte, an Francois Truffauts legendäre Filmfachzeitschrift ähnlichen Namens angelehnte
Comicfachzeitschrift "Les Cahiers de la bande dessinée" begann vor 30 Jahren ihr Erscheinen in professioneller Ausstattung und unter redaktioneller Leitung des Comic-Experten Thierry Groensteen
(heute Verleger bei Actes Sud) und langjähriger Direktor des Centre National de
la Bande Dessinée et de l’Image CNBDI in Angoulême).
Auch „Turtle Ninja“, der Manga „Dragon Ball“ und „Carmen Cru“ erschienen vor 30 Jahren erstmals am Comic-Firmament.
Das kleine, aber feine Comic-Festival im schweizerischen Sierre gab sich erstmals die Ehre. Die Premieren-Alben der Comic-Reihen "XIII" (Zeichnungen: William Vance, Text: Jean van Hamme) und "Les Compagnons du crépuscule" (Die Gefährten der Dämmerung), die dreibändige Geschichtssaga von Francois Bourgeon ("Reisende im Wind") kamen auf den französischsprachigen Markt.
Vor 25 Jahren, 1989, startete das schöne südfranzösische Comic-Festival Solliès-Ville, das seither als Geheimtipp gilt. Im gleichen Jahr versuchte erstmalig der Internationale Comic-Salon zu Greenoble, Angoulême vom Thron ztu stoßen,, nach einem weiteren Versuch 1990 musste die u.a. von Greg unterstützten Organisatoren aufgeben. Das Festival in der Alpen-Metropole verschwand wieder sang- und klanglos von der Bildfläche. organisait son premier festival ; "Sandman", Cédric, Julien Boisvert und Jimmy Tousseul erschienen zum ersten Mal in 1989. Die legendäre, einst von René Goscinny und Jean-Michel Charlier groß gemachte Comic-Zeitschrift "Pilote" erschienen erstmals.
Zwei Comic-Giganten starben 1989: Der Altmeister des japanischen Mangas, Osamu Tezuka, und der Altmeister des frankobelgischen Abenteuercomics, Jean-Michel Charlier.
1994, vor 20 Jahren, fusionierten die beiden alternativen Comic-Verlage Amok (Frankreich) und Fréon (Belgien) zu Frémok.
In Sachen Comic-Granden war 1994 ein annus horibilis : Die US-Amerikaner Jack Kirby
(Fantastic Four, Hulk, Iron Man, X-Men, Silver Surfer) und Frank Robbins (Batman, aber auch Captain America), der Franzose Marijac (Le Corbeau déchaîné für die Résistance in der Auvergne, Le
trois Mousquetaires du maquis, Herausgeber der Comiczeitschrift "Coq Hardi", 1979 Grand Prix der Stadt Angoulême) aber auch der Belgier Mitacq (Die blauen Panther, Jacques LeGall, Stany Derval)
und der US-Amerikaner Bud Sagendorf (Segars Assistenzzeichner zeichnete den Popeye-Comic zwischen 1946 und 1994 weiter) segneten das Zeitliche.
2004 - vor zehn Jahren - starben der politische Comic-Satiriker Gébé, langjähriger Chefredakteur der Magazine "Hara-Kiri" und später "Charlie-Hebdo" (der selbst viele politische Comic-Satiren publizierte) und der belgische Comic-Zeichner François Craenhals (Jahrgang 1927) - dessen Serien "Roland Ritter Ungestüm" und "Die Vier" im Ligne Claire-Hergé-Stil auch in Deutschland populär wurden. 2004 ging eine Ära zu Ende: Am 8. Juli 2004 starb in seiner Wahl-Heimat Frankfurt am Main einer der bedeutendsten Comic-Zeichner, -satiriker und herausragenden Vertreter der sog. Neuen Frankfurter Schule: Chlodwig Poth (* 4. April 1930 in Wuppertal), der jahrzehntelang Satire-Zeitschriften wie "Pardon" und "Titanic" mit seinen treffsicheren Arbeiten bereicherte. 1975 erschien erstmals sein berühmter "Progressiver Alltag". Seit 2006 gibt es in seinem Heimat-Stadtteil Frankfurt-Sossenheim ihm zu Ehren eine Chlodwig-Potz-Anlage - was den Meister, wenn er davon gewusst hätte, sicher zu einer messerscharfen Satire à la Last Exit Sossenheim herausgefordert hätte.
Viel zu jung und schon zu Lebzeiten einer der Besten deutschen Comic-Zeichner und Cartoonisten verstarb am 4.Juli 2004 Bernd Pfarr - nach schwerer Krankheit in Köln. Seine Figuren "Dulle", "Sondermann" und "Alex der Rabe" gehören zum Feinsten was deutsche Comic-Produktion der 1980er und 1990er Jahre zu bieten hatte. Nicht umsonst erhielt Pfarr 1998 den Lebenswerk-Max-und-Moritz-Preis des Jahres 1998 in Erlangen. 1992 zeigten die Mainzer Comic-Tage, das Rhein-Main-Festival der Neunten Kunst, eine große Bernd Pfarr-Werkschau, er und seine Frau waren bei der Eröffnung des Festivals und auch der eigene Ausstellung im November 1992 selbst zugegen. Seit 2004 gibt es - Pfarrs genialer Figur Sondermann zu Ehren - einen Sondermann-Comicpreis (bis 2012 auch Publikumspreis auf der Frankfurter Buchmesse). Im Frankfurter Stadtteil Bonames gibt es sogar eine Sondermann-Statue.
2009 feierten sie ihr zumindest fünfjähriges Bestehen: Das großartige, futuristisch angelegte europäische Hergé-Museum in Louvain-la-Neuve vor den Toren Brüssels und das neue Comic-Museum in Angoulême (Südwestfrankreich), der sog. "Cité", das damit die von Star-Architekt Castro umgebaute alte Bierbrauerei namens C.N.B.D.I. (Centre National de la Bande Dessinée et de l'Image) räumlich ernorm erweiterte und ergänzte.