Comicoskop-Rezensionen: Fachbuch

Sekundärliteratur rund um die grafische Literatur

Gerahmter Diskurs: Exzellenter Beitrag zum  Wechselspiel zwischen grafischem Erzählen und Gesellschaftsbildern

Sinn und Form: Konzise Analyse moderner Independent-Comics um Joann Sfar, Marjane Satrapi, David B. et al. / Brüche, Leerstellen und Panel-Zwischenräume als Orte der Selbstreflexion

Eine Rezension von COMICOSKOP-Redakteur Hanspeter Reiter

 Gesellschaftsbilder im Independent-Comic“ untersucht Autor Jonas Engelmann im mehr als 300 Seiten umfassenden, 2013 im kleinen, aber feinen Mainzer Ventil-Verlag erschienenen Buch,  2012 zudem mit dem Roland Faelske Preis für Comic und Animationsfilm ausgezeichnet.

Er geht dabei Leitfragen nach wie „Welche Form von Kritik verbirgt sich in den von französischen Comic-Avantgardisten zerschnittenen und neu zusammengesetzten ”Tim und Struppi”-Alben oder

 

(c) Ventil-Verlag, Mainz

 

pornografischen südafrikanischen Undergroundcomics?

Was erzählt Marjane Satrapi, jenseits der Geschichte einer Flucht vor den repressiven Strukturen im Iran, in den Zwischenräumen und Brüchen ihrer gefeierten Arbeit ”Persepolis”?

Und welche Strategie verfolgt Joann Sfar, wenn er in einem Comic über antisemitische Gesellschaftsstrukturen seine Figuren nach antisemitischen Stereotypen zeichnet?

In der Untersuchung ”Gerahmter Diskurs” arbeitet Jonas Engelmann heraus, wie in aktuellen Independent-Comics Inhalt und Ästhetik miteinander korrespondieren und gleich eine Art Gesellschaftsanalyse wie -kritik formulieren. Ins Zentrum stellt er Brüche, Leerstellen und Panel-Zwischenräume als Orte der Selbstreflexion des Abgebildeten.

Diese spezifische Selbstreflexivität, permanentes Hinterfragen der erzählten politischen Inhalte zeichnet die behandelten Comics aus, umgesetzt im Spiel mit Klischees, Stereotypen und Wiederholungen.

Dabei rücken drei Themenkomplexe ins Bild, die in Autorencomics der letzten Jahre immer wieder eine zentrale Rolle gespielt haben: Rassismus, Krankheit und Religion.

Drei Themen also, die stark mit von und in der Gesellschaft produzierten Bildern verbunden sind, mit denen sich das Bildmedium Comic auseinander zu setzen hat.

Es finden sich Arbeiten von in Deutschland weitestgehend unbekannten Gruppen wie dem südafrikanischen Bitterkomix-Kollektiv oder den unter dem Namen OuBaPo (Ouvroir de Bande Dessinée Potentielle) arbeitenden französischen ZeichnerInnen, aber zugleich auch Werke von bekannten KünstlerInnen der Szene wie Marjane Satrapi, Charles Burns, Art Spiegelman, Julie Doucet, David B. oder Joann Sfar.

Comic und Zeitgeschichte – dazu liefert dieser Band einen exzellenten Beitrag, übrigens mit vielerlei Querbezügen zu den wenigen bisher verfügbaren Arbeiten dazu.

HPR

Joann Sfars Comic-Novelle "Klezmer" / (c) Gallimard & Joan Sfar

Jonas Engelmann

Gerahmter Diskurs-Autor Jonas Engelmann (c) Ventil Verlag

Jonas Engelmann, Jahrgang 1978,  ist studierter Literaturwissenschaftler (Vergleichende Literaturwissenschaft, Philosophie, Politikwissenschaft an der Univ. Mainz), ungelernter Lektor und freier Journalist. Er hat über Gesellschaftsbilder im Comic promoviert, schreibt über Filme, Musik, Literatur, Feminismus, jüdische Identität und Luftmenschen für »Jungle World«, »konkret«, »Zonic«, »Missy Magazine« und andere, lektoriert Bücher für den Ventil Verlag und gibt die »testcard« mit heraus.

Alle Abbildungen aus: "Klezmer", (c) Avant-Verlag, Joann Sfar

Tiefgehende Traumszene in Marjane Satrapis Polit-Autobiografie "Persepolis" / (c) Edition Moderne & Marjane Satrapi

Gerahmter Diskurs. Jonas Engelmann, Ventil Verlag, Mainz am Rhein, ISBN 978-3-931555-34-4. Broschur, mit Abb., 336 Seiten 1. Aufl. Mai 2013, 24,90 €(D)

Reddition: Reichhaltige Tradition der "Kettenbilder" aus dem Reich der Mitte

Neueste Ausgabe 63 bietet umfassendes China Comics-Dossier / Vielfältiges Panoptikum über die lianhuanhua

Eine Rezension von COMICOSKOP-Redakteur Hanspeter Reiter

Alles nur Manga oder was? Von wegen! Von den alten Holzschnitt-Illustrationen der Ming-Dynastie des 14.Jahrhunderts bis zu den modernen Bildgeschichten der 1920er Jahre: Die Kettenbilder ("lianhuanhua") genannten Comics haben in China eine lange, hierzulande aber weit weniger bekannte Tradition vorzuweisen. Die komplette Ausgabe Nr. 63 der seit 1984, 31 Jahren kontinuierlich erscheinenden kleinen, aber feinen Hamburger Fachzeitschrift "Reddition" ist (mit 72 Seiten)

(c) Edition Alfonz / Volker Hamann Verlag

dem Thema Chinesischer Comic als Dossier gewidmet, bedient vor allem durch den Chinacomic-Experten Andreas Seifert:

Sein zugehöriges Standardwerk konnten die Leserinnen und

Leser hier auf COMICOSKOP / comicoskop.de bereits rezensiert finden (Bildgeschichten für Chinas Massen). Für die Nordlichter der Reddition hat er nun eine Reihe zentraler Aspekte zur Geschichte der Comics in China aufs Korn genommen, aufaufgedröselt, etwa in Kästen fokussiert und mit erheblich erweitertem und 4-farbigem Bildteil wahrhaft comic-like aufgearbeitet, damit zugleich aktualisiert.

Wertvoll der Hinweis für alle, die selbst in Sachen China-Comics forschen: „Mit einer Datenbank den Comics auf der Spur“, chinesischen nämlich, geführt, aufbereitet und bereit gestellt an der Uni Heidelberg, Feder führend am Institute of Chinese Studies ist Professorin Dr. Barbara Miller.

In etwa die andere Hälfte des Magazins wird von weiteren Autoren bedient, mehrfach auch zum China-Bild im Westen, siehe „Die Gelbe Gefahr aus dem Waschsalon: Chinesische Stereotype im Comic des 20. Jahrhunderts“. So schreibt Reddition-Herausgeber Volker Hamann etwa über die Begegnung mit einem Chinesen und den Einfluss Chinas auf die Zeichenkunst Hergés - und erzählt die Geschichte der Freundschaft mit Tschang, dem der Altmeister der Ligne Claire im "Blauen Lotus" und "Tim in Tibet" ein Denkmal setzte. Helmut Kronthaler hingegen widmet sich Maos Comics in Deutschland - und den Veröffentlichungen über Chinesische Comics seit den 1970er Jahren.

Dem Thema war übrigens bereits der Erlanger Comic-Salon 2008 gewidmet, worauf sich ein Interview im hinteren Teil bezieht. In Zusammenarbeit mit dem Nationalmuseum in Peking (NAMOC) und im Rahmen des Festivals «Culturescapes China 2010» zeigte zudem das Cartoonmuseum Basel 2010/11 erstmals in der Schweiz in grösserem Umfang aktuelle chinesische Comic-Kunst und ihre wichtigsten historischen Vorbilder. Die Schau «Wortbilder» präsentierte bei den bedeutendsten Künstlern und Künstlerkollektiven, zeichnete den Weg des chinesischen Comics von einem Medium für die Massen zum Begleiter der neu entstehenden Jugendkulturen nach. Meisterhafte Tuschezeichnungen, Schabkartonarbeiten, Aquarelle, Acrylbilder und Holzschnitte trafen dabei auf am Computer gezeichnete oder animierte aktuelle Comic-Kunst.

Vielerlei Bezüge gibt es auch aus der Schweiz selbst (Strapazin) …. Und weil China für Deutschland immer wichtiger wird, lohnt der Blick auch auf den aktuellen Markt dort für mehrere Perspektiven (siehe auch Manga!).

Als erster Einblick hier das komplette Inhaltsverzeichnis:

Aufstieg und Fall der Lianhuanhua

von Andreas Seifert

Sun Wukong: Affenkönig – Superheld – Anarchist

von Andreas Seifert

Von Senfkorngärten und Zehnbambushallen – Chinesische Musterbücher

von Jens R. Nielsen

Begegnung mit einem Chinesen. Der Einfluss Chinas auf die Zeichenkunst Hergés

von Volker Hamann

Maos Comics in Deutschland

von Helmut Kronthaler

Comics in China heute. Ein Interview mit Wang Ning und Paul Derouet

von Andreas Seifert und Volker Hamann

Ein Leben in China

von Falk Straub

Die Gelbe Gefahr aus dem Waschsalon. Chinesische Stereotype im Comic des 20. Jahrhunderts

von Ole Frahm

Das Bild Chinas in westlichen Comics

von Peter Osteried

Die Nanjing-Affäre

von Christian Gasser

(c) Diederichs Verlag

(c) Rowohlt Verlag

http://www.reddition.de/index.php/reddition-63 bietet auch Einblick auf einige Doppelseiten.

(Nur) Für Abonnenten gibt´s übrigens ein Goodie: »Eisenbahnguerilla« des Zeichners Chen Yuxian erscheint als Sonderdruck für Abonnenten als Heft im A5-Querformat und komplett in Farbe in einer einmaligen Auflage von 400 Exemplaren.

Der inhaltliche Schwerpunkt der Fachzeitschrift Reddition ("für grafische Literatur") liegt nach eigenem Bekunden auf der eingehenden Beschäftigung mit Zeichnern, Autoren und Serien europäischer und amerikanischer Comics. Kernstück jeder Ausgabe bildet ein Dossier, in dem die Macher neben Interviews und Porträts auch ausführliche Bibliographien zu den vorgestellten Themen veröffentlichen. Seit 1984 sind stolze 63 Ausgaben dieses Fachmagazins der besonderen Art erschienen.

HPR

(c) Benjamin, Where shall we go?, 2006

© Zhu Shenlin; «Im Zug», 2008

Wang Shuhui; «Das Westzimmer», 1957. © NAMOC, Beijing

Reddition 63: Dossier Comics in China, Dezember 2015 Magazin, 76 farbige Seiten, 10 Euro, Edition Alfonz, Barmstedt

Bildgeschichten für die Massen: Comics aus dem China des 20. Jahrhunderts...

...vor und nach Mao-Tse Tung / Andreas Seiberts zeitloses Grundlagenwerk über Chinesische Comics / Marco Polo der chinesischen Comicforschung

Von COMICOSKOP-Redakteur Hanspeter Reiter

„Comic und Comicproduktion im 20. Jahrhundert“ bietet der Autor und führt seine Leser damit durch mehrere definierbare Phasen, naturgemäß in jenen Zeiten jeweils politisch beeinflusst: Er präsentiert „Entwicklungslinien der Comics in der chinesischen Tradition bis 1949“ und für die Volksrepublik China zunächst den chronologischen Zugang, u.a. mit Aufbau der nationalen Produktion 1949-1964, Ideologisierung und Politisierung der lianhuanhua 1964-1976 und Renaissance der klassischen Unterhaltung 1976-2000.

Interessant dann auch und besonders „Ein thematischer Zugang“, der dem Leser einen neuen, erweiterten und vertiefenden Blickwinkel verschafft. Alles durchflossen von tabellarischen Übersichten und Illustrationen = Original-Panels als Beleg für seine Aussagen, die so zusammen gefasst sind: „Comics sind weltweit eine kurzweilige Lektüre für ein vornehmlich junges Publikum – sie sind aber auch Spiegel der Gesellschaft, der Wünsche und Vorstellungen ihrer Leser. Dies gilt auch für die im Westen weitgehend unbekannten chinesischen Comicformen. Als ›Bücher für kleine Leute‹ waren sie aber nicht, wie in Deutschland, verfemtes Objekt pädagogischer Diskussionen um die vermeintliche Verdummung der Jugend, sondern seit der Gründung der VR China 1949 in den staatlichen Apparat zur Indoktrination und Volksbildung eingebunden. Dem Auftrag, Kenntnisse über Geschichte und aktuelle Politik zu vermitteln, sind die Comiczeichner mit Freude nachgekommen. Zeugnis dieser Tätigkeit sind zehntausende von kleinen Heften, die ein Millionenpublikum gefunden haben. Das vorliegende Buch spürt der Geschichte der chinesischen Comics im 20. Jahrhundert nach. Dabei werden Fragen von Zensur genauso angeschnitten wie die der Politisierung und Verklärung.“

Und das alles bei schwieriger Faktenlage, weil kaum zu durchschauen, was alles an Comics verfügbar gewesen sein mag, über die dokumentierten und aufgefundenen Exemplare hinaus. Noch dazu in einem Markt, der auch schon vorm Durchbrechen der 1-Milliarden-Einwohner-Zahl ein kaum überschaubarer, in viele Provinzen zerfallender war. Historischer wie wirtschaftlicher Einblick also – und natürlich ein Einblick in viele Varianten der „Neunten Kunst“, siehe Varianten und Entwicklungen der Zeichen-Stile, siehe unterschiedlichstes Einbringen der Text-Elemente. Und natürlich das Wirken ausländischer Einflüsse, heutzutage schließlich gen Manga – doch das ist ein anderes Thema. Ein Grundlagen-Werk, bereits 2008 erschienen und zeitlos wichtig. Kurz: Andreas Seibert ist quasi der Marco Polo der Comicforschung in Sachen China.

HPR

Mao für Anfänger - aus der Feder von Rius / (c) Rowohlt Verlag & Rius

Bildgeschichten für Chinas Massen, Comic und Comicproduktion im 20. Jahrhundert. Andreas Seifert, ISBN 978-3-412-20202-6 Köln/Wien: Böhlau Verlag 2008. 309 S., zahlreiche Ill. € 44,90.

Pflichtlektüre für Tintinologen, Ligne-Claire-Liebhaberinnen und Hergé-Fans

Endlich in deutscher Sprache: Philippe Goddins sekundärliterarischer Meilenstein über die "Kunst von Hergé" / Band 1: 1929 - 1937 /   Überraschend: Kölner Atomax Verlag statt Carlsen / Zwei Bände folgen 2016 und 2017...

Eine Rezension von COMICOSKOP-Herausgeber und -Chefredakteur Martin Frenzel

(c) Hergé / Moulinsart /Atomax

Hergé alias Georges Remi in der Optik Johann de Moors, Sohn des Hergé-Chefassistenten Bob de Moor / (c) Johann de Moor

(c) Hergé / Moulinsart / Atommax

Philippe Goddin: Die Kunst von Hergé - Schöpfer von Tim und Struppi Bd.1: 1907 - 1937 / 207 Seiten, Hardcover,   ISBN: 9783946103004   Verlag: Atomax Köln 2015    

Das  sind doch nur Wegwerf-Helden!

„Regrettable Superheroes“ auf dem Müllhaufen der Comicgeschichte entdeckt

Eine Rezension von COMICOSKOP-Redakteur Tillmann Courth

RegrettablesCover  - © Quirk Books, Philadelphia

Das ist genau mein Buch. Das hätte eigentlich der hier schreibende COMICOSKOP-Rezensent schreiben müssen! Aber ich bringe es nicht fertig, Superheldencomics zu lesen…Das hat für uns Jon Morris getan – und sich durch offenbar TAUSENDE Comichefte der Jahre 1938 bis 1993 gewühlt.

Seine Leidenschaft sind die Eintagsfliegen unter den Supermenschen.  

Meine Wenigkeit (nicht umsonst der „Comic-Snob“ der COMICOSKOP-Redaktion!) rümpft die Nase über eklatanten Unfug wie SPIDER-MAN, die X-MEN oder die FANTASTIC

FOUR. Solche Helden aber sind harmlos – im Vergleich zu den echten Groteskerien, die das Comicbusiness im Laufe von über 70 Supergeschäftsjahren hervorgebracht hat. Ausgewürgt hat, möchte ich sagen!

Totgeburten wie CAPTAIN TRUTH, KANGAROO MAN, RAINBOW

BOY, GUNMASTER, POW-GIRL, THE FERRET oder THUNDERBUNNY.

Die Comic-Historie ist reichlich gesegnet mit verzweifelten Versuchen, aus dem Setzkasten der Superkräfte originelle Helden zu konstruieren. Manchmal geraten diese Kreaturen dann ZU originell. Originell im Sinne von bizarr, skurril und aberwitzig.

Morris traf letztendlich eine Auswahl und versammelt

nun 100 „Bedauernswerte“ in seinem herrlichen  Häppchenschmöker (jeder Eintrag erhält in der Regel nur zwei Seiten, manchmal sind es auch drei).

Man hat als Leser hier großen Spaß, vor dem Einschlafen noch schnell eine Portion Wahnsinn zu schnuppern man lernt dabei auch eine Menge über  US-amerikanische Comicgeschichte!

Zum Beispiel, dass es 20 Jahre vor Spider-Man eine SPIDER-QUEEN gab, die in drei Heften  des Jahres 1941 („The Eagle“ von Fox) auftauchte. Shannon Kane kann aus speziell gefertigten Armreifen Spinnenfäden verschießen und sich daran von

Hausdächern schwingen! Klingt bekannt?

Spider-Queen1  - © Fox Features, the respective copyright holders

Oder dass Harry G. Peter, der Illustrator von WONDER WOMAN, wenige Monate vor seinem Hit einen absurden Helden namens MAN O‘ METAL schuf? Durch nichts wird erklärt, weshalb Pat Dempsey sich augenblicklich zu einem flammendheißen

Metallmenschen verwandelt. Jedenfalls geschieht ihm dies, nachdem (!) er durch Explosionen, Geschosse oder Stromstöße sozusagen „entzündet“ wird. Herrje.  

ManOMetal  - © Eastern Color Printing, the respective copyright holders

Oder dass Jerry Siegel und Joe Shuster nach ihrem SUPERMAN von 1938 zehn  Jahre später große Hoffnungen in FUNNYMAN setzten? Bei der Vermarktung dieses neuen Helden von 1948 würden sie sich nicht über den Tisch ziehen lassen! Pustekuchen! Das Aus ereilte diesen verbrechensbekämpfenden Clown nach sechs Heftnummern. 

Funnyman1  - © Magazine Enterprises, the respective copyright holders

Oder dass Bill Everett, Schöpfer von SUB-MARINER und

DAREDEVIL, sich noch kurz an einem Anti-Nazi-Kämpfer namens THE CONQUEROR versuchte? Nach der ersten Geschichte allerdings gab Everett den Griffel wieder ab, und sein „Eroberer“ ging mit dem vierten Heft, das ihn groß präsentierte (VICTORY COMICS), sang-und klanglos unter.  

Conqueror  - © Hillman Periodicals, the respective copyright holders

Oder dass jemand ernstlich erwogen hat, ein Superwesen

zu erschaffen, welches aus VIER Einzelwesen zusammengesetzt ist? Gibt es nicht?

Gibt es doch! ULTRA the MULTI-ALIEN bietet seinen Lesern das Beste aus… äh… vier Welten.

Sieht aber so unsagbar albern aus wie von Kleinkindern zusammengestecktes Playmobil-Püppchen.  

UltraMultiAlien  - © DC Comics, the respective copyright holders

Oder dass US-Comiclegende Neal Adams auf SKATEMAN verfiel. Ein Kampfsportler auf Rollschuhen, der gegen eine Bande böser Rocker antritt. Erlebte nur ein einziges Abenteuer, 1983 bei Pacific Comics erschienen.

skateman  - © Pacific Comics, Neal Adams

 

SKATEMAN wurde auch schon von der wundervollen Webseite

„Stupid Comics“ aufs Korn genommen. Wer sich anhand einiger Beispielseiten

durch dieses Debüt klicken möchte, rufe bitte folgende Seite im Internet auf:   www.misterkitty.org/extras/stupidcovers/stupidcomics223.html

 

Fazit: „The League of Regrettable Superheroes“ ist ein süffisant formuliertes, üppig bebildertes Nachschlagewerk über nicht-nachschlagenswerte Phänomene. Unnützes Wissen zwischen zwei Buchdeckeln. Doch gerade solches ist die „dunkle Materie“ des Superheldenkosmos, der letztlich ein Universum der pervertierten Fantasien ist!

Abschließend sei erwähnt, dass Autor Morris den Blog „Gone and Forgotten“ betreibt, der intelligent und amüsant über Randphänomene von Superheldencomics berichtet.  

(tic)  

Jon Morris: „The League of Regrettable Superheroes“ (bei Quirk Books, 2015, 260 Seiten)

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