Gelungene Ausstellungen: Von Denis Kitchen bis Isabel Kreitz, „Hector Umbra“-Schöpfer Uli Oesterle bis Spirou-Star Olivier Schwartz / Dänemark-Länderschwerpunkt mit exzellenten Zeichnern, kleiner, aber feiner Ausstellung, schwach moderiertem Dänen-Podium und ohne jeden historischen Bezug
Zu den Highlights des Münchner Comic-Festivals gehörte in diesem Jahr – 32 Jahre nach Gründung des zweitwichtigsten Comic-Festivals in deutschen Landen in 1985 – der Dänemark-Länderschwerpunkt: Zehn ausgewählte Dänen gaben sich die Ehre – und diese Wiederentdeckung des dänischen Comic-Eldorados (siehe COMICOSKOP-Artikel „Die Wiederentdeckung des dänischen Comic-Eldorados“) war überfällig. Wäre die westdeutsche Comic-Geschichte nach 1949 doch ohne das Zutun dreier dänischer Comic-Verlage anders verlaufen.
So warteten die wackeren Wikinger aus dem hohen Norden mit eigenem Länder-Stand auf, präsentierten auf der Comic-Messe, welch erstklassigen internationalen Standard und welche kreative grafisch-erzählerische Vielfalt auch und gerade die dänische Comic-Zunft seit Jahren aufweist. Die Präsentation der dänischen Comic-Szene war auch deswegen überfällig, als die letzte, sehr umfassende, historisch angelegte, vom Autor dieser Zeilen kuratierte und initiierte Comic-Ausstellung übers Comic-Eldorado Dänemark vor 25 Jahren auf dem Internationalen Comic-Salon Erlangen 1992 nebst Rahmenprogramm gezeigt wurde.
Freilich gab es auch einige Wermutstropfen: Die kleine Ausstellung mit dem lieblos eindimensionalen, mit heißer Nadel gestrickten faden
Titel „Die Dänen“ (direkt neben der sehenswerten, aber ebenfalls mit lieblosem Titel versehenen Ralf König-Werkschau „Der König“) bot zwar einen guten Überblick über die
Schaffenskraft der anwesenden, nach München gekommenen zehn Dänen, verzichtete aber völlig auf eine Tafel zur historischen Einordnung. Da hätte man sich doch 1-2 Tafeln zur mannigfaltigen
Geschichte der mannigfaltigen dänischen Comic-Kultur vorweg gewünscht. Die fehlenden Geschichtstafeln der kleinen Schau hätte ein gutes Rahmenprogramm zum Thema freilich problemlos wettmachen
können – doch auch hier ward Fehlanzeige.
Zum Moderatoren-Ärgernis geriet die Dänen-Podiumspräsentation: Das lag überhaupt nicht an den anwesenden dänischen Comic-Künstlern, ganz im
Gegenteil, wohl aber am offenkundig restlos ahnungslosen englischen Moderator und dessen unvorbereitet daherkommender Gesprächsführung. Nicht etwa, dass das Aufgebot der neun dänischer
Zeichnerinnen und Zeichner mit ihren Werken für sich genommen nicht interessant gewesen wäre – ein facettenreicher Powerpoint-Parforceritt durch die Arbeiten der an diesem Tag anwesenden „Great
Danes“ - neun von zehn skandinavischen Gästen gaben sich immerhin die Ehre. Wohl aber wegen der völlig verunglückten Titelei des Podiums – wer um Himmels willen hatte die Idee, dieser
Veranstaltung den krude missglückten Titel „Ten Great Danes“ zu geben? Im Englischen bedeutet „A Great Dane“ nichts weniger als eine große (auch „Deutsche“) Dogge... möglicherweise noch sabbernd,
knurrend und zähnefletschend. wer’s nicht glaubt, gebe den Begriff bitte bei Google ein… Anders gesagt: Dieser Dänische Doggen-Titel, aber auch die bemerkenswert schwache Moderationsleistung
waren schon ein richtig dicker (allerdings: englischer) Hund, den sich die Veranstalter da leisteten… Viel besser und treffender wäre ein Titel wie Das unbekannte Comic-Eldorado Dänemark oder Die
Wikinger erobern Bayern gewesen…
Mehr noch: Die dicken Hunde kamen nicht von dänischer, sondern von englischer Seite. Die Moderation des englischen (und ausgewiesenen!)
internationalen Comic-Experten Paul Gravett, der ja weithin als anerkannte Koryphäe gilt, erwies sich als Fiasko, weil der Mann – anders als man es sonst von ihm gewohnt ist – von der dänischen
Szene und Comic-Geschichte überhaupt keine Ahnung zu haben schien. Das gipfelte dann in hochnotpeinlichen Sätzen des Moderators wie „Ist ‚Petzi‘ wirklich ein dänischer Comic?“ (nachdem er darüber
von einem der anwesenden dänischen Zeichner aufgeklärt worden war). Dabei ist „Rasmus Klump“ alias „Petzi“ aus der Feder von Karla und Vilhelm Hansen so etwas wie eine ur-dänische National-Ikone
– in Dänemark kennt die Figur jedes Kind – und in Deutschland ja auch. Per Carlsen, der in Berlin geborene dänische Verleger, schreibt in seinen Memoiren "Das war damals, Großvater" (zweiter
Band): Der dänische Kindercomic Petzi habe mit seinem enormen Erfolg den entscheidenden Grundstein für den Ausbau des Comic-Sortiments bei Carlsen Deutschland gelegt. Erstmals
erschien diese populäre dänische Bildgeschichte für Kinder 1951, vor 66 Jahren. Das wäre so ähnlich, wie wenn jemand fragen würde, ob Dan Dare, Garth oder Modesty Blaise ein englischer Comic ist.
Oder ob "Eagle" wirklich ein englisches Comic-Magazin war...
Ganz zu schweigen, dass es Gravetts Aufgabe als Master of Ceremonies und Maitre de Plaisir gewesen wäre, das deutsche Publikum über
die über einhundertjährige Comic-Tradition Dänemarks sachkundig aufzuklären, mit dem ungemein produktiven Tausendsassa Storm P. alias Robert Storm Petersen an der Spitze, seit
dessen „De tre smaa maend og Nummermanden“ von 1913. Nicht ohne Grund gibt es heute in Kopenhagen ein sehenswertes Storm P.-Museum, das auch allgemein als
nationales Comic- und Cartoon-Museum (und Archiv) firmiert. Er und der frühe dänische Comic-Pionier der Jahrhundertwende um 1900 Carl Røgind (1871-1933) mit
"Fyrtårnet og Bivognen" (dt. "Pat und Patachon") waren die Gründerväter jener reichhaltigen dänischen Zeitungscomic-Tradition, über die man in München gern mehr erfahren hätte.
Aber es gab auch noch frühere Bildgeschichten- und Comic-Pioniere im Staate Dänemark: So etwa Carl Reinhold Calmander oder auch Louis Moe, dessen "Grankogler"-Geschichte von 1894 nach jetzigem Stand den ersten dänischen Ur-Comic markiert. Er erschien in Carl und Laura Allers "Familien-Journal", in dem auch Wilhelm Buschs "Max und Moritz" seinen Platz fand. Alfred Schmidt hieß ein weiterer Pionier der dänischen Comic-Kultur. Und Rasmus Christiansen, der fürs Magazin "Klodshans" (dt. Tollpatsch) zeichnete, war es wohl, der wie Lars Jakobsen in seinem neuen Standardwerk über die dänische Comic-Geschichte schreibt, den ersten dänischen Erwachsenencomic schuf. Auch der großartige dänische Zeichner der 1920er, Oscar Knudsen (1898-1971), mit seinen Comicadaptionen literarischer Stoffe hätte der Erwähnung bedurft. Ganz zu schweigen von der ersten Garde jener Comic-Künstler made in Denmark, die das Golden Age der dänischen Zeitungscomic-Tradition in den 1920er, 30er und 40er Jahren (und darüber hinaus prägten) – dänische Comic-Pioniere wie Helge Hall (1907-83), Ingvar (1908-51) und Kaj Engholm (1906-88), aber auch und gerade ein Arne Ungermann (1902-81). Ein weltweiter Erfolg gelang Henning Dahl-Mikkelsen (1915-82), der unter dem Pseudonym Mik vor genau 80 Jahren den gelungenen Pantomime-Strip Ferd'nand startete – im gleichen Jahr, als e.o.plauen alias Erich Ohser seinen Erfolgscomic „Vater und Sohn“ stoppte.
Da hätte man auch Parallelen zwischen Dänemark und Großbritannien vorm Brexit ziehen können – in beiden Ländern
gibt es, anders als in Deutschland, eine ausgeprägte Zeitungscomic- und Pressecomic-Tradition, Stichwort Aly Sloper, Stichwort Storm P.
Es waren gerade in den 1940er und 1950er Jahren eine Riege herausragender Comic-Künstler dänischer Provenienz, die im Humor- und Satirecomic-Genre
Maßstäbe setzten: Dazu gehörten Jørgen Mogensen (f. 1922), Cosper Cornelius (f. 1911) und Henning Gantriis (1918-89), nicht zuletzt aber auch Erik Bille (f.1926). Diese Generation erlebte ihren
Kristallisationspunkt durchs legendäre dänische Satireblatt Hudibras (das bereits 1943 seine Premiere erlebte, mithin noch während der deutschen Besatzung), eine Art dänische Mischung aus
„Simplicissismus“, „Pardon“ und „Punch“. Und irgendwo auch eine Art frühes „Charlie Hebdo“, galt „Hudibras“ doch als betont als Hohn- und Spott-Postille wider den guten Geschmack. Auch Holger
Philipsen (1912-93) hatte mit seinen Familiencomics wesentlichen Anteil daran, dass Dänemark wurde, was es bis heute ist: Ein erstaunliches Comic-Eldorado im hohen Norden – mit einer
bemerkenswerten Eigenproduktion, so beachtlich, dass sich der große deutsche Nachbar davon eine dicke Scheibe abschneiden konnte.
Auch fehlte der notwendige Hinweis auf die jahrzehntelange ausgeprägte Zeitungscomic-Tradition unseres nördlichen Nachbarn – und auf die Tatsache,
dass das Presse Illustrations Bureau (P.I.B.) von 1899 an – neben der schwedischen Schwester Bulls Pressedienst – jahrzehntelang wichtigster Player in Europa in Sachen Pressecomics – dereinst die
Keimzelle zur Gründung des wirkungsmächtigen Carlsen Verlags bildete, von Per Carlsens Großvater gegründet wurde.
Allein anhand der heute in Dänemark verliehenen Comic- Auszeichnungen – dem Claus Deleuran-Preis (benannt nach dem dänischen genialen Gerhard
Seyfried des hohen Nordens und begnadete Politcomic-Satiriker) und dem Ping-Preis (benannt Storm P.s zweitem Urcomic Peter og Ping von 1922) - hätte man wunder bar, übrigens ohne viel
Recherche-Mühe dänische Comic-Geschichte aufrollen können. Aber nichts kam, gar nichts, nichts als tote Hose. Mit Hans Christian Andersen: „Das Leben ist wie eine schöne Melodie, nur die Worte
sind verworren.“
Dass Moderator Gravett die Chance ungenutzt ließ, mindestens drei ausgewiesene Kenner der dänischen Comic-Historie dazu zu befragen (Frank Madsen,
Comicoskop-Redakteur Ingo Milton und last but not least Lars Jakobsen, der gerade eben erst ein lesenswertes Buch über die dänische Comic-Geschichte veröffentlicht hat) und damit gut in den
Gesamtkontext einzubetten, kann nur verwundern, ja, ungläubiges Kopfschütteln auslösen. Die dicken englischen Hunde kamen auch noch ahistorisch daher, als seien die Zehn Däninnen und Dänen rein
zufällig vom Himmel gefallen – und in München unter ungeklärten Umständen gestrandet. Überhaupt gewann man den Eindruck, dass der gelinde gesagt nicht gut vorbereitete Gesprächsleiter mehr ins
Blaue hinein moderierte, dabei einen Plauderton an den Tag legte („Oh, das haben wirklich Sie gezeichnet, wirklich sehr schön…“). Kurz gesagt: Es mangelte auf der ganzen Linie an kompetenter
Einbettung des Ganzen. Das Podium kam übers Stadium des Staunens nie hinaus.
Und auch dieser probate Hinweis fürs deutsche, ahnungslose Publikum hätte an diesem Spätnachmittag beim Dänen-Podium einfach kommen MÜSSEN: Dass der westdeutsche Comic-Markt nach 1945 maßgeblich und nachhaltig durch drei dänische Comic-Verlage und deren verlegerische Pioniertaten geprägt wurde – eben dem bis heute wichtigen Carlsen Verlag, dem Bundesprüfstellen-geplagten (Carl) Aller Verlag (in den 1950er Jahren mit den Phantom- und Prinz Eisenherz-Heften von Allerpress, darin wiederum bekannte Serien wie Alex Raymonds „Rip Kirby“ (Rip Korby), Felix, Bob und Frank, Hoppalong Cassidy, Mandra) und dem – neben Carlsen und Panini – sich heute die Marktführerschaft in Deutschland teilende Ehapa-Verlag als Ableger des Gutenberghus- resp. heutigen Egmont-Konzerns in Kopenhagen. Nicht umsonst hießen Tick, Tick und Track in der von den Gutenberghus-Dänen in Westdeutschland 1951 lancierten Micky Maus zunächst wie im Dänischen: Rip, Rap und Rup… Allein die Erfolgsgeschichte des dänischen Ehapa Verlags in der Bundesrepublik – mit den Flaggschiffen Micky Maus, Walt Disneys Lustige Taschenbücher und Asterix – wäre absolut eine Erwähnung wert gewesen!
Dass wir also nicht nur „Petzi“ den Dänen verdanken, sondern eben auch Tim und Struppi, die erste, bahnbrechende Welle insbesondere der frankobelgischen Erwachsenencomics zwischen 1971 und 1983 bei Carlsen dank Per Carlsen und Jens Pedder Agger (apropos das 50jährige Jubiläum des deutschen Carlsen Verlags in diesem Jahr), Hoppalong Cassidy, aber eben auch und gerade Micky Maus, die Walt Disney-Comics um Donald & Co., Asterix, Lucky Luke, Isnogud u.v.m.
Anders gesagt: Ohne einen Per Carlsen und sein bedeutendes verlegerisches Engagement könnte der heutige Hamburger Carlsen Verlag nicht 2017 sein 50jähriges Alben-Jubiläum feiern. Er, Per Carlsen, war es, der 1967 den Mut bewies, die Tim und Struppi-Alben Hergés mit dem berühmten roten Buchrücken zu starten - und damit das Tor zum Buchhandel weit aufzustoßen!
Ohne die verlegerische Weitsicht und dessen großes Durchhaltevermögen, ohne Per Carlsen gäbe es den heutigen Carlsen Verlag nicht. Er war es, der 1951 die Idee zu „Petzi“ (dänisch: Rasmus Klump) hatte, Per Carlsen war es auch, der aus dem Ladenhüter „Tim und Struppi“ mit Beharrlichkeit, Können und Konsequenz einen Bestseller machte – nicht zuletzt in der westdeutschen Bundesrepublik. Mehr noch: Der von Per Carlsen erkorene Carlsen-Stratege, Verlagsprofi und exzellente Comickenner Jens Pedder Agger war es, der von 1971 an – lange vor den beiden deutschen Carlsen-Lektoren wie Eckart Sackmann oder Andreas C. Knigge und ihren Nachfolgern – die großformatigen COMICS-Bände auch und gerade auf Deutsch edierte (der Untertitel „Weltbekannte Zeichenserien“ war wohl der Versuch, das dänische Wort für Comics vergeblich in die deutsche Sprache einzuführen), der zahlreiche Klassiker der US-Comicgeschichte von Will Eisners „Spirit“ über „Mandrake“ bis „Flash Gordon“ publizierte. Eben dieser Agger, genannt „JayPiÄy“, war es, der im Auftrag Per Carlsens den westdeutschen Carlsen-Acker bereitete, Andere fuhren später die Ernte dessen ein, was er vorher gesät hatte. Nicht ohne Grund erschienen in Dänemark bereits in den 1970er und 1980er Jahren all diejenigen Erwachsenencomic-Perlen von Hugo Pratts „Südseeballade“ bis Enki Bilal/Pierre Christin, Tardi und Francois Bourgeon, die man hierzulande erst mit großer, jahrzehntelanger Verspätung, im Wege einer nachholenden Comic-Revolution, in den 1990ern oder sogar später erst zu Gesicht bekam. Dänemark war, im Vergleich zu (West-)Deutschland, stets ein Vorreiter und Trendsetter par excellence. Dabei spielte der legendäre dänische Comic-Verlag Interpresse eine Schlüsselrolle beim Entdecken innovativer europäischer Comic-Perlen.
Von alledem erfuhr der Zuhörer des Dänen-Panels rein gar nichts – und dies, obwohl es bei guter
Moderatoren-Vorbereitung ein Leichtes gewesen wäre, diese relevanten Infos vorher zu beschaffen, während der Veranstaltung peu-à-peu mit einzuspeisen. Denn auf diese Weise hätte man auf den
missglückten Titel des Podiums gut verzichten, stattdessen aber auf geschichtsbewusste Aufklärung setzen können. Ein Extra-Vortrag über die lange, spannende und reichhaltige Geschichte des
Comic-Eldorados Dänemark von Storm P. und dem P.I.B. bis heute wäre nicht minder hilfreich gewesen… so aber wurde eine große Chance vertan, die dänische Comic-Kultur in ihrer facettenreichen
Gänze dem bayerisch-deutschen Publikum näherzubringen. Dann hätte sich nämlich auch rasch herausgestellt, dass die dänische Comic-Gilde zwar klein, aber sehr
wohl oho ist – und mit dänischen oder gar deutschen Doggen rein gar nichts zu tun hat!
Merke: Eine Paul Gravett-Schwalbe macht noch keinen dänischen Sommer! Dieser hätte – als Autor des Buchs „1001 Comics you must read before you die“, Kenner der englischen, japanischen Comic-Welt und der Graphic Novels mit bestem Leumund ausgestattet und auch im Bücherregal des Autors dieser Zeilen stehend – zum Thema Dänische Comics besser für immer geschwiegen. Das Dänen-Podium verlief dank dieser verkorkst-mäßigen Moderatorenleistung jedenfalls „incredibly strange“, es ging kreuz und quer – und versäumte es, historische Zusammenhänge aufzeigen, die zu Aha-Erlebnissen beim Publikum beigetragen hätten – getreu dem Gravett-Motto: „Stories to change your life“. Fazit: That’s a bit much! Oder auch: A cobbler should stick to his last (auf Deutsch: Schuster, bleib bei Deinen Leisten!). Fest steht, dass Paul Gravett unbedingt 1001 dänische Comics vorher lesen sollte, ehe er sich das nächste Mal zum Thema Dänische Comic-Kultur auf ein solches Podium begibt.
Das Kraut und Rüben-Podium mit den Dänen war auch deswegen ein Katzenjammer, weil hier in München nichts weniger als die Créme de la Créme der dänischen Comic-Zunft angereist war, sich damit doch die einmalige Chance bot, diese facettenreiche Szene des hohen Nordens einem auf US-, Manga- und frankobelgische Comics fixierten deutschen LeserInnenschaft nahezubringen… - im Kontext wohlgemerkt der langen, spannenden dänischen Comic-Geschichte, die wiederum viel mit westdeutscher Comicgeschichte zu tun hat.
Zu allem Verdruss blieb für Fragen oder Ergänzungen aus dem Publikum am Ende gar keine Zeit mehr – die Veranstalter brachen die Podiumsrunde jäh und
überstürzt ab, ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, als eigentlich die Fragerunde dran gewesen wäre…
Zu den Highlights des Festivals, das 1985 vor 32 Jahren seine Premiere im Gasteig erlebte (der Verfasser schrieb damals fürs Feuilleton der Süddeutsche Zeitung übers damalige gelungene Festival-Debüt) und sich – mit Unterbrechungen und allerlei Häutungen – zur klaren Nummer Zwei nach Erlangen unter den bundesdeutschen Comic-Festivals mauserte, gehörte diesmal wieder die meisten Ausstellungen:
Die große Werkschau Ralf König mit dessen Gesamtwerk im Zeichen des 30. Jahrestags des Bewegter Mann-Bestsellererfolgs von 1987 (siehe den
Festivalbericht von COMICOSKOP-Reporter Tillmann Courth) – lohnte den Besuch ebenso wie die kleine, aber feine, wenn auch comichistorisch kontextlose Dänemark-Schau. Eine echtes Schmankerl bot
zudem die Werkschau zu Ehren der herausragenden deutschen Comic-Erzählerin Isabel Kreitz (Jahrgang 1967) – eingedenk ihres runden, 50. Geburtstags in diesem Jahr – von „Das Leben ist eine
Currywurst“ über ihre rundum gelungenen, an Triers berühmte Zeichnungen anknüpfenden Erich Kästner-Adaptionen bis zur Comic-Novelle „Rohrkrepierer“. Fazit: Isabel Kreitz gehört fraglos zur
Avantgarde der realistischen Comic-Schule in deutschen Landen!
Ein weiterer Höhepunkt des Ausstellungs-Sammelsuriums in der Messehalle: Die Spirou-Werkschau mit dem Werk des belgischen Starzeichners Olivier
Schwartz (Jg. 1963), der sich in Bayerns Landeshauptstadt auch höchstpersönlich die Ehre gab. Seine Spirou-Neuadaptionen Operation Fledermaus (2009) und Die Leopardenfrau (2014) mit der
Fortsetzung Der Meister der schwarzen Hostien (2016, dt. allesamt bei Carlsen) gehören zum Feinsten, was in dieser seit fast 80 Jahren erscheinenden belgischen Klassiker-Serie in jüngster Zeit
auf den Markt kam. Prädikat wertvoll, absolut sehenswert: Auch und nicht zuletzt die von der Familie von Morris und Goscinny juristisch einstweilen jäh gestoppte biografische Comic-Erzählung
„Gringos Locos“ über die fiktiven, aber auch nicht gänzlich unwahren US-Erlebnisse des Comic-Klassiker-Dreigestirns René Goscinny, André Franquin und Morris. Und auch eine schöne Vorwegnahme des
2018 anstehenden großen 80jährigen Jubiläums der Comic-Magazin-Legende „Spirou“, in Belgien und Frankreich seit 1938 auf dem Markt! In Zeiten des großen Comicmagazin-Sterbens eine respektable
Leistung!
Auch die MAD-Schau im urig verwinkelten Karl Valentin-Museum – inzwischen fester Bestandteil des Münchner Festivalreigens – zum 50. Jubiläum des deutschen Satire-Ablegers entpuppte sich als Muss – wenn auch eher klein, aber fein ausgefallen. Schöne Rolf Trautmann-Cover waren zu sehen, das fantastische Tomas M. Bunk-Plakat, die treffsicheren Arbeiten von Ivica Astalos (seit 1975 bei MAD, unglaublich!), Video-Clips mit der deutschen, 80jähriges feiernden MAD-Legende Chefredakteur Herbert Feuerstein – vor allen Dingen zeigte die Schau, wie sehr das Satire-Blatt, das 2017 in Amerika seinen 65. und hierzulande seinen 50. feiert, abhing von einigen genialen (zumeist) US-Zeichnern – allen voran Don Martin und Sergio Aragones… und ihren schräg-verrückten Comic-Gags… Nach wie vor ein Leuchtturm der deutschsprachigen MAD-Riege: Ivica Astalos, mit dem es in München ein freudiges Wiedersehen gab (nachdem man sich in den 1980ern desöfteren begegnet war). Die Schau zeigte auch, wie sehr das deutsche MAD zu Zeiten des Verlegers Klaus Recht vom Satire-Genius eines Mannes abhing: Herbert Feuerstein, Jahrgang 1937, Schöpfer unsterblicher MAD-Inflektive (allen voran: „lechz“, „würg“), prägte von Anfang der 1970er Jahre bis 1991 das vernünftigste Magazin der Welt… Eher ein wenig unterbelichtet: Die Frühphase, das Golden Age von MAD, mit Harvey Kurtzman, Al Feldstein, Jack Davis, Wally Wood u.v.a. – da hätten man sich gern MEHR Input zur Frühphase des Magazins gewünscht…
Auch als eine echte Perle entpuppte sich die Polit-Karikaturen-Schau mit den Werken Horst Haitzingers – nicht nur in Sachen Wort-und Bildwitz einer der Besten seines Metiers, sondern auch grafisch ein wahrer Könner, zu bewundern im Oktoberfestmuseum, im Herzen Münchens, selbst vom Ambiente her ein Ereignis.
Ausgerechnet die drei spannendsten Ausstellungen dieser insgesamt sehr gelungenen Münchner Kleinen Biennale erwiesen sich als schwer oder gar nicht zugänglich: Héctor Germán Oesterhelds „Eternauta“ und Ruben Pellejeros gelungenes Wiederaufleben des Corto Maltese-Mythos entpuppten sich als Perlen in einer Meeresmuschel, die sich am Festival-Sonntag entgegen aller Ankündigungen aber nicht öffnen ließ…
So zeigte das Instituto Cervantes, Münchens Spanisches Kulturinstitut nahe Odeonsplatz die exzellente Wanderausstellung „Eternauta“ zu Héctor Germán Oesterhelds Polit-Science Fiction, zugleich eine Hommage der besonderen Art an den von der argentinischen Junta ermordeten bedeutenden lateinamerikanischer Comic-Szenaristen und Verleger mit deutschen Wurzeln. Eine Dystopie, die wegen ihrer beängstigenden Vorahnungen, was sich später im Argentinien der 70er tatsächlich an Massenmord, Totalitarismus, Gehirnwäsche und Folter ereignen sollte, wahrlich grafisch wie erzählerisch unter die Haut geht. Oesterhelds Zeichner Francisco Solano López (1928-2011) schafft es, eine beklemmende, düstere Atmosphäre zu erzeugen, die sich gerade durch die großen, aufwendig produzierten Ausstellungspanels sofort auf den Betrachter überträgt. Eternauta-Texter Oesterheld, einer der legendärsten lateinamerikanischen Comic-Verleger, -Szenaristen und -Macher des 20.Jahrhunderts mit deutschen Wurzeln, bezahlte seinen Widerstand gegen das menschenverachtende Folterregime der argentinischen Militärjunta mit dem Leben. Eine Schande, dass die westdeutsche Bundesrepublik ebenso intensive Beziehungen zum Terrorregime in Buenos Aires pflegte wie der DFB. Eternauta gilt zu Recht als einer der besten, zudem politischsten, lange jedoch völlig vergessenen SF-Comics des 20. Jahrhunderts, kann und muss als große Abrechnung mit dem totalitären Zeitalter der Extreme gelesen werden. Schon in Stuttgart, Berlin und andernorts hatte die aufwendig gestaltete Eternauta-Wanderschau mit ihren großen, informativen Bild- und Texttafeln für Furore gesorgt – und der rührige, innovative Berliner Avant-Verleger Johann Ulrich erhielt völlig verdient den Münchner Comic-Preis für die deutsche Prachtausgabe des lange vergessenen Oesterheld-Klassikers. Wunderbar, dass im Herbst 2017 nun auch der Folgeband des Eternauta-Epos‘ von 1969 auf Deutsch erscheint, getextet von Oesterheld, gezeichnet durch Argentiniens Nestor der Comic-Kultur, Alberto Breccia, dem 1991 in Angoulême eine grandiose Werkausstellung gewidmet war – und der in seinem Spät-Meisterwerk „Perramus“ noch einmal auf fulminante Weise mit dem Folterregime der argentinischen Junta ins Gericht ging.
So sehenswert und verdienstvoll die Eternauta-Schau (ein echtes Super-Highlight des Festivals), so ärgerlich war hingegen die schludrig-wurstige
Organisation: So erwies sich ausgerechnet die Perle der Eternauta-Schau – noch am Samstagabend während der Peng-Preisverleihung zu Recht von Festivalleiter Heiner Lünstedt und Verleger Johann
Ulrich – als „Must see“ für den darauffolgenden wettermäßig superheißen Sonntag angepriesen, als vergebliche Liebesmüh‘, als absolut unzugänglich:
Etliche Eternauta-Interessierte pilgerten am Sonntag vergeblich zum Instituto Cervantes – und standen ärgerlicherweise vor verschlossenen Türen…was
den davon Betroffenen ante portas zu Recht spanisch vorkam (Wie sich herausstellte, traf dieses mangelnde Sesam-Öffne-Dich einige prominente Vertreter der hiesigen Comic-Szene…).
Damit fiel – jedenfalls für den Sonntag – auch die nicht minder sehenswerte Schau des neuen iberisch-katalanischen Corto Maltese-Duos Rubén
Pellejero und Juan Díaz Canales – Ersterer kam in Barcelona zur Welt, Black Sad-Star und Corto-Neutexter Canales ist Madrilene: ins Wasser – denn auch sie befand sich hinter den verschlossenen
Türen des Spanischen Kulturinstituts. Anstatt die originalen Exponate des Corto-Neustarts „Unter der Mitternachtssonne“ in Augenschein zu nehmen, brutzelten die Gelackmeierten unverrichteter
Dinge unter der pottheißen Münchner Mittagssonne – Hitzschlag-Gefahr in Nähe der Alfons Goppel-Straße inklusive. München – im Frühsommer ein heißes Pflaster!
Unglaublich schade, denn die Originalseiten Pellejeros zeigten – beim zweiten geglückten Versuch am Montagmorgen, wenn auch in ungesunder Windeseile
– im Nachhinein, dass er wahrlich der Richtige ist, um in die große Fußstapfen des Altmeisters Hugo Pratt zu füllen – grafische Inszenierung erstklassig. Virtuoses Spiel mit Schwarzweißflächen,
Licht und Schatten, Silhouetten - Hugo Pratts Erbe zwar in Ehren haltend, aber doch mit eigener grafischer Handschrift. Fazit: Eine - ebenso wie Eternauta - sehr empfehlenswerte Ausstellung zum
50. Jahrestag des Hugo Pratt’schen Comic-Klassikers um den Weltenbummler, Anarcho-Philosophen und Südsee-Bohemien Corto Maltese, der im Juli 1967 mit dem opus magnum „Südseeballade“ im Magazin
„Sgt. Kirk“ erstmals das Licht der Comic-Welt erblickte! Prädikat: Besonders wertvoll!
Das Instituto Cervantes-Tür zu-Erlebnis war auch insofern eine ärgerliche Panne, als beide dortige Ausstellungen im Programmheft des Münchner Comic-Festivals als auch und gerade am Sonntag frei zugänglich beworben wurden.
Es war nur der Beharrlichkeit des COMICOSKOP-Reporters zu verdanken und der Bereitschaft, einen eigentlich festgelegten Rückreise-Zug am Montag zu
opfern, dass der Besuch der Eternauta- und Corto Maltese-Schauen dort doch noch im Eilverfahren möglich wurde – wie sich herausstellte, waren beide Ausstellungen definitiv die hervorragendsten
des gesamten Festivals).
Ebenfalls zum unverhofften Hürdenlauf geriet die Suche nach dem Münchner Amerikahaus – traditionell eine feste Größe der jüngeren Comic-Festivalausgaben. Gern erinnerte man sich etwa an die fantastische Tomas M. Bunk-Werkschau von 2015 zurück.
Indes: Auch hier hatten die Veranstalter es versäumt, im Programmheft klar und deutlich zu kommunizieren, dass sich das Amerikahaus
vorübergehend nicht mehr am Originalort befindet, sondern versteckt, in einem schwer von außen erkennbarem Hinterhof-Eingang der Israelischen Botschaft, in einer abgelegenen Seitenstraße. Die
befindet sich zwar unweit vom Originalort des Amerikahauses am Münchner Karolinenplatz, aber kein Ortsunkundiger konnte erahnen, dass das Amerikahaus generalsanierungsbedingt seinen Standort
gewechselt hatte – es gab ja auch keinen ausdrücklichen Hinweis.
So gelangte der COMICOSKOP-Reporter nun dank feiner Intuition zum Ziel, denn auch der Münchner Taxifahrer (die wissen ja normalerweise alles!) wusste nichts vom vorübergehenden Verschwinden des Amerikahauses.
Die Odyssee zum sich gut versteckenden, schlecht ausgeschilderten und beworbenen Amerikahaus erwies sich jedoch trotz alledem als absolut
lohnenswert: Die US-Unerground-68er-, Kitchen Sink-Verlags- und Comic-Agenten-Legende Denis Kitchen war in der völlig leeren, besucherlosen hellen Ersatz-Räumen des improvisierten Amerikahauses
mit einer rundum empfehlenswerten Retrospektive eigener Comix zu sehen. Resümee: An Kitchen, der auch wieder Ehrengast des Comic-Festivals war, Jahrgang 1946, Kollege von Stars wie Robert Crumb
und Art Spiegelman, ist wahrlich ein guter Comic-Zeichner verloren gegangen. Herrliche Underground-Comix-Satire vom Feinsten, gekonnter Zeichenstrich.
Zudem hatte das Magazin U-Comix mit Steff Murschetz an der Spitze einen sehr schönen, bibliophilen und sehr umfassenden, reich bebilderten Denis
Kitchen-Katalog beigesteuert, der die Anschaffung absolut lohnt.
Damit konnte mit der wunderbaren Denis Kitchen-Schau im verloren geglaubten Münchner Amerikahaus all diejenigen eine unbekanntere Seite dieses enis
Kitchen entdecken, die ihn bisher eher als namhaften Independent-Verleger (Kitchen Sink) und Comic-Paten bekannter Comic-Giganten wie Will Eisner, Harvey Kurtzman und Al Capp (L’il Abner)
kannten.
Auch ungemein sehenswert: Die Ausstellung „Drei Steine“ von Nils Oskamp, dessen Anti-Neonazi-Comicerzählung zu den besten Comic-Pubikationen made in Germany des letzten Jahres gehört. Die „Drei Steine“ erzählt die autobiografische Geschichte Nils Oskamps, der in den 1980er Jahren in Dortmund-Dorstfeld Opfer brutaler rechtsextremer Gewalt wird: Als Schüler kämpft er ums nackte eigene Überleben, ohne dabei selbst zum Täter zu werden. Die Neonazis, die ihn als Jugendlicher derart traktierten, waren ihrerseits „Alten Kameraden“, braunen Ewiggestrigen auf den Leim gegangen. Botschaft dieses eminent aktuellen Polit-Comics der besonderen Art (erschienen im Panini-Verlag): Genau diese jungen Neo-Nazis von damals machen mit dem rechtsextremen Terror, den sie verbreiten, noch heute Schlagzeilen. Eine starke Comic-Erzählung von hoher gesellschaftspolitischer Brisanz, grafisch wie textlich sehr gelungen, erschienen bei Panini, dem Verlag, der 2017 ebenfalls rundes Jubiläum feiert, dem 20. Geburtstag nämlich.
Gleiches galt auch für die oben auf der Messe-Galerie untergebrachte Werkschau des hervorragenden Münchner Comic-Zeichners der realistisch-grotesken Zeichenschule, Uli Oesterle. Dessen Hector Umbra steht internationalen Detektiv-Comicserien im Film Noir-Stil in nichts nach. HECTOR UMBRA ist in der Tat ein Loblied auf die Freundschaft, eine gelungene grafische Erzählung über Liebe, Wahnsinn und Tod. Die düsteren, nicht selten obskuren Szenen, oft mit realen Münchner Lokalitäten, die stilsichere starke Farbgebung, eine faszinierende Morbidität – all das konnte man in der Uli Oesterle –Schau „live“ studieren und genießen.
Auch bemerkenswert war die kleine, aber feine Schau mit Klaus Voormanns Beatles-Comichommage – Zeit-, Gesellschafts- und Pop-Geschichte in einem. Und die illustre deutsch-amerikanisch-frankobelgische Comic-Briefmarken-Parade wirkte im Münchner Bilderbogen-Ausstellungsreigen wie das berühmte Tüpfelchen auf dem i.
Dass man den Leipziger comicplus-Verleger und Comicforscher Eckart Sackmann (66) für sein Lebenswerk, dem Jahrbuch „Deutsche Comic-Forschung“, nach zwölf Jahren mit dem Peng-Preis 2017 bedachte, war überfällig – und völlig verdient. Dieses inzwischen auf imposante dreizehn (!) Bände angewachsene, seit 2005 alljährlich mit geradezu protestantisch-pietistischer Disziplin erscheinende, bibliophil gestaltete Kompendium ist unbestreitbar der Brockhaus für deutsche Bildgeschichts- und Comicforschung – eine Fundgrube für die ungehobenen Schätze der deutschsprachigen Bildgeschichtentradition und Pflichtlektüre für jeden, der etwas über die verschüttete, lange unbeachtete deutschsprachige Bildergeschichten-Tradition erfahren will.
KMF
COMICOSKOP-Gründer, Herausgeber und Chefredakteur Martin Frenzel, Jahrgang 1964, ist dem Münchner Comic-Festival schon seit über 30
Jahren eng verbunden: Zur Premiere des Münchner Comic-Fests 1985, damals noch unter der Obhut von Wolfgang J. Fuchs, vor 32 Jahren, schrieb er einen Festivalbericht fürs
Feuilleton der "Süddeutsche Zeitung" - damals auch eine Premiere und eine Art Kulturrevolution bei der SZ. München bleibt für ihn auch immer mit dem Namen des damals in der bayerischen
Landeshauptstadt ansässigen Schreiber & Leser Verlags um Rossi Schreiber verbunden (der Verlag sitzt mittlerweile an der Alster in Hamburg) - der damals mit der Herausgabe
der Werke Milo Manaras begann ("Das große Abenteuer"). Seither besuchte er das Münchner Comic-Mekka immer wieder mal. Martin Frenzel kuratierte zudem 1992 die umfassende Erlanger
Ausstellung "Comic-Eldorado Dänemark: Von Storm P. bis Walhalla in den 1990ern" auf dem dortigen Comic-Salon. Zudem stellte er ein Rahmenprogramm mit Vortrag zur Geschichte der
dänischen Comic-Kultur (von Anders Hjorth Jørgensen), einen Katalog (gemeinsam mit Carsten
Søndergaard) und eine Podiumsdiskussion u.a., mit Rune Kidde, Freddy Milton, Ole Comoll
Christensen, Peter Madsen, Niels Roland auf die Beine. Fürs Stuttgarter Comic-Jahrbuch des ICOM schrieb er überdies viele Jahre in einer festen Comic-Kolume über den dänischen Comic-Markt. Im von
Joachim Kaps herausgegebenen Comic Almanach 1993 erschien zudem seine Bestandsaufnahme 80 Jahre Comic-Eldorado Dänemark. 2014 und 2016 war Martin Frenzel jeweils offizielles Mitglied der
Dänemark-Jury, die Zehn glückliche dänische Comic-ZeichnerInnen aus einer Vielzahl von Bewerbungen erkor, zum Erlanger Comic-Salon zu fahren. 2017 war er im Vorfeld ebenfalls Mitglied der Jury
fürs Münchner Comic-Festival, um die zehn Besten dänischen Comic-Künstler/innen auszuwählen.