Späte Genugtuung 2017: Valerians Retourkutsche für Star Wars-Abkupfereien der 1970er und 1980er / Europas bester, innovativster und facettenreichster Science Fiction-Comic wird 50 Jahre alt: Im November 1967 erschien Valerian & Veronique im Magazin „Pilote“ / Langlebigster frankobelgischer SF-Comic: Die Kult-Saga umfasst 21 Alben und ein Extra-Album / Politik-Odyssee im Weltraum der beiden Alt-68er Pierre Christin und Jean-Claude Mézières voller Politik, Philosophie und Gesellschaftskritik / Star-Filmemacher Luc Besson präsentiert mit der Valerian-Kinofilm-Premiere im Juli 2017 den teuersten europäischen Independent-Kinostreifen aller Zeiten / Die Valerian-Anleihen des George Lucas: Stahl „Star Wars“ dem französischen SF-Klassiker Valerian & Veronique
reihenweise die guten Ideen?
Von Entenhausen nach Hallenberg: Mit über 250 Exponaten aus den Jahren 1933 bis 1995 zeigt das Infozentrum Haus Klump im sauerländischen Hallenberg (NRW) noch bis 20. August 2017 eine einzigartige Werkschau der Fantastischen Drei: Der legendären Disney-Zeichner Carl Barks, Floyd Gottfredson (1905-1986) und Al Taliaferro (1905-1969), ohne die der geniale Geschäftsmann und Stratege Walt Disney nie und nimmer ein derartiges Comic-Imperium von Rang häte erreichten können. Diese Künstler haben über Jahrzehnte die bekannten Disney Comics gezeichnet und fast alle Nebenfiguren um Micky und Donald erfunden, so etwa Barks mit Blick auf Onkel Dagobert oder Daniel Düsentrieb... Taliaferro zeichnete die Donald Duck-Zeitungscomics von 1934 an. Die Sonderausstellung zeigt Raritäten aus der Sammlung von Ina Brockmann und Peter Reichelt: wertvolle Originale, Bleistift – und Tuschzeichnungen, Tagesstrips und Sonntagsseiten, Aquarelle und Lithografien. So wird die Entwicklung des Entenkosmos abgebildet und historische Disneydokumente geben einen ergänzenden Einblick in die Produktionsbedingungen.
Er gehörte zur Generation Golden Age der US-Comics – zwischen der Ära Fiction House bis zu seiner ganz eigenen „Good Girl Art“: Bob Lubbers, eigentlich Robert Bartow Lubbers, geboren am 10. Januar 1922 in New York, zählte zu den herausragenden Zeitungscomic- und Pressecomic-Zeichnern seiner Zeit. In Deutschland kennt man ihn vor allem seiner Tarzan-Zeitungscomics wegen, die er von 1950 und 1954 fürs United Feature Syndicate als Nachfolger des überragenden Burne Hogarth fertigte. Es dauerte lange, ehe man Bob Lubbers so richtig für sein Lebenswerk würdigte – in Europa erhielt Lubbers erst 1998 auf der Expo Cartoon Convention in Rom den begehrten Yellow Kid-Comicpreis für sein Lebenswerk. Insbesondere in Italien – dort erschien 2001 eine Anthologie Glamour International: The Good Girl Art of Bob Lubbers' – schätzte man seine gezeichneten Femmes Fatales.
2003 präsentierte die Pariser Ausstellung Tarzan! Im dortigen Musée du quai Branly ausgewählte Tarzan-Sonntagsseiten aus Lubbers‘ Feder. Am 8. Juli 2017 ist Bob Lubbers im Alter von 95 Jahren verstorben. LESEN SIE DEN AUSFÜHRLICHEN COMICOSKOP-NACHRUF AUF BOB LUBBERS HIER:
Er gehörte zwar nicht zu den herausragenden Ecole Marcinelle-Vertretern, wohl aber prägte er wie nur wenige die Zeit im belgischen Comic-Magazin "Spirou" danach: Zwischen 1967 und 2004 schuf sein Hauptwerk "Les Petits Hommes" - mit 44 Alben ein eindrucksvolles Werk. Auf Deutsch erschien Serons Serie unter dem Titel "Die Minimenschen" - war lange Zeit das Aushängeschild des Reiner Feest Verlags, ehe Egmont den Titel übernahm. Geboren wurde Seron am 9. Februar 1942 nahe Lütich in Belgien. Doch lebte er zuletzt in Nimes, Südfrankreich. Dort ist Pierre Seron, der Macher der Minimenschen, am 17.Mai 2017 im Alter von nur 75 Jahren verstorben. Seron schuf neben den Minimenschen auch weitere Semifunny-Serien wie Die Zentauren oder La Famille Martin (auf deutsch leider Familie Müller). Irgendwie blieb Seron zeitlebens Gefangener seines frühen Minimenschen-Erfolgs: So wundert es wenig, dass er mit dem prallen Erotik-Funny gür Erwachsene, "Les Petites Femmes" (Die Mini-Mädchen), versuchte, den selbst geschaffenen Lilliputanern zu entkommen. Seron segnete genau in dem Jahr das Zeitliche, da seine Minimenschen 50. Geburtstag feiern.
Er war einer der ganz Großen der belgischen Comic-Zeichenschule Ecole Marcinelle - und doch kannte ihn außerhalb seiner Heimat Belgien und Frankreichs kaum jemand: Dabei gehörte Jidéhem, wie sich Jean de Mesmaeker, mit Künstlernamen nannte, zu den Top Ten der frankobelgischen Kinder- und Jugendcomic-Kultur - neben André Franquin, Maurice Tillieux, Peyo, Will, Morris oder Jean Roba... Von 1957 an zählte er zur Riege der besten Zeichner des Dupuis-Magazins "Spirou" und bereicherte das Journal mit seinem dynamisch-nervösen Zeichenstrich. Was nur wenige wissen (und erst vor kurzem die sehenswerte Pariser Gaston-Schau im Centre Pompidou zum 60. Geburtstag des berühmten Taugenichts und Tollpatschs "Gaston" (frz. Gaston Lagaffe) eindrucksvoll gezeigt wurde): Er war Gastons andere Hälfte, zusammen mit Franquin schuf er die genialen frühen Anarcho-Comics um die Figur, die bei Kauka "Jo-Jo" hieß. Bis 1967 steuerte er über 500 Gaston-Gags bei. Unsterblich wurde er dank einer Gaston-Nebenfigur: Monsieur de Mesmaeker (dt. Herr Bruchmüller, obwohl doch Herr Miesmacher besser gepasst hätte), einer genialen Persiflage des Spirou-Verlegers Dupuis. Die Figur trug zudem die Züge von Jidéhems Vater. Mehr noch: Jidéhem, Brüsseler Junge und am 21. Dezember 1935 geboren, war auch Franquins wichtigster Assistenz-Zeichner beim Klassiker "Spirou & Fantasio" (z.B. Das Nest im Urwald, Z wie Zyklotrop und QRN ruft Bretzelburg). Jidéhem hatte ein Faible für Flitzer: Kaum jemand der Spirou-Garde zeichnete so gut Autos jedweder Art wie er... Auch schuf er eigene Serien wie "Starter" und -in Deutschland noch am bekanntesten" - "Sophie". Jetzt ist, am 30. April 2017, diese Legende der belgischen Comic-Humor-Riege im Alter von 81 Jahren in seiner Heimatstadt Brüssel verstorben.